Xontormia Express 1283

From Eressea
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 Wir schreiben die zweite Woche des Monats Blütenregen im Jahre 41 des zweiten
                    Zeitalters. Es ist Frühling. (22.10.2022)


6. Welt

Aus Antarius kulinarischen Reisen 6te Welt, Neu- Tolfalas, Zintyttuber, Wald:(Auszuege aus an diesen gerichteten Botschaften)

Wir haetten nicht gedacht, dass Antarius nach seinem ersten Aufenthalt in dieser Region diese erneut mit seiner Anwesenheit beehrt. Fuerwahr, ein Halbling bar jeglicher Furcht, waere eine Erklaerung. Es koennte aber auch sein, dass der Antarius damals angebotene Trank des unfehlbaren Gedaechtnisses dazu fuehrte, dass des Antarius Erinnerung an diesen ersten Aufenthalt und dieser selbst an unterschiedlichem Orte und in anderer Zeit weilen und nicht mehr zusammenfinden. Wir sind dann gerne behilflich bei der Zusammenfuehrung...

Zu jener vergangenen Zeit ward Euch der Weg zu der Lady gewiesen, die Euch zu verkoestigen gedachte. Man sagt, sie sei eine wahre Kuenstlerin in der Zubereitung von Suppen, und mehr als nur bereit, Euch einzuladen. Argwohn schlich sich aber an Euch heran, als jene Dame Euch bat, statt am im Kupferkessel Platz zu nehmen. Statt Eurer begab sich dann in den Kessel ein als Seelenkopie erzeugter Klon (Illaun sei gedankt!), waehrend Ihr vor den Augen aller verborgen Augenzeuge der folgenden Ereignisse geworden seid. Nun, der Lady Ausspruch, sie habe Halblinge zum Fressen gern, war gewiss keine Luege. Ihr musstet dies aber nicht bis zum bitteren Ende mitverfolgen, jene Lady machte ihrem Spitznamen "Dynamite" alle Ehre. Mit froehlichem Grinsen fuellte sie den Kupferkessel mit allerlei Zutaten, bis es so richtig brodelte- und dann alles sich gen Himmel (Euer Klon) und in der Umgebung (der ganze Rest - in sehr winzigen Stueckchen) verteilte. Mit noch breiterem Grinsen im geschwaerzten Gesicht versuchte diese Dame dann eine Wiederholung des interessanten Experimentes, wobei fehlender Halblings(klon) und Kupferkessel ihren Elan nicht zu bremsen schienen. Dies gelang vier kraeftigen Trollen, die mit sehr beruhigenden Stimmen (unglaublich, aber wahr- Trolle mit sehr sanfter Stimme!) der Lady ihre neueste Modekreation zur Anprobe praesentierten- strahlend weisses Jaeckchen, Aermel vor dem Oeberkoerper verknotet, hergestellt vom Modehaus Zwang.

Zurueck zur Gegenwart. Begebt Euch an jenen Ort, an dem jene Delikatessen gereicht werden, die Fluegel verleihen (nein, nicht dieses Getraenk mit der Substanz, die das Herz rasen laesst). Im Flight Anxiety Control Tower wirkt TuMirNix als unangefochtener Eresseameister im Angst haben, dessen Panik der Angst nicht nur Fluegel verleiht, sondern diesen sogar durch die Astralebene in Umlaufbahnen katapultiert, die jenseits des gesunden geistigen Horizontes zu liegen drohen. Wenn Wir euch diesem als Halbling des Pentagrammes vorstellen, wuerde TuMirNix so schnell von Panik ueberflutet gen Himmel durchstarten, dass der Knall bei Durchbrechen der Schallmauer nicht nur Euch fuer immerdar eine wundervolle Stille bescheren wuerde. Aber keine Sorge, Ketten, deren Stabilitaet und Haltbarkeit Zwerge beindrucken wuerden und deren Gewicht Trolle nicht zu stemmen vermoegen, halten TuMirNix am Boden der Realitaet verhaftet. Zudem ist die Decke dieses Turmes aus speziellem Gestein gefertigt, dessen Intelligenz auf der nach unten offenen Dumpfbackenbrotskala nicht mehr skaliert werden kann, die Decke gibt also niemals als der Kluegere nach, da es nichts Duemmeres geben kann, noch nicht mal bei den Sidhe, die als von Intelligenz Verfolgten immer die Flucht gelingt.

TuMirNix wird Euch in Angstschweiss geduenstete Zitteraale als Vorspeise, Angsthase als Hauptspeise mit vegetarischer Beilage HerzRasen und Hasenfuesse als Nachtisch servieren. In der Furcht- Bar wird Euch der dort dienstbare Geist Feig-Ling als Absacker "WerZurRechtenZeitAmRechtenOrtWegRennt, HatZuAndererZeitErneutGelegenheit, WegRennenZuKoennen" anbieten, eine Alternative waere der Cocktail "LieberEinLebenderFeiglingStattEinToterHeld", oder wenn es kuerzer oder schneller gehen soll, ist das Schnaepschen "ZurFluchtBereit" zu empfehlen, das einem, obwohl sternhagelvoll, aus jeglicher Bedrohungssituation das Entkommen ermoeglich, da keine Gefahr die unberechenbaren Fluchtbewegungen des Bedrohten zu erkennen vermag.

Es gruesst der Traumtaenzer fuer die Sidhe von Zemur

PS: Wir haben das Gefuehl, jemand schaut Uns beim Verfassen dieser Zeilen ueber die Schulter und schreibt alles mit. Vermutlich jemand in Diensten jener mit den Initialen XE (berichtet sogar ueber Ereignisse zu einem Zeitpunkt, als diese sich noch gar nicht ereignet haben- also News, die dem Bericht im Newspaper hinterherhinken).


Neue Welt

Sieg und Niederlage

Autor: ein Beobachter der neuen Welt

Es war tief in der Nacht. Stundenlang hatte Akraz versucht zu schlafen, hatte sich hin und her gewälzt, hatte versucht, das Stechen in seinem Knie zu ignorieren und eine Position zu finden, in dem nicht irgendein Teil seines verfluchten alten Orkkörpers zu schmerzen begann... Vergebens. Die Kälte der Steinwüste war in seine Gelenke gekrochen und schien dort Nadeln in seine Knochen zu stecken. Stumpfe Nadeln. Ganz tief.

Aber er konnte sich nicht beschweren. Durfte sich nicht beschweren. Er hatte gewusst, worauf er sich eingelassen hatte, als ihn Ishka zum Anführer einer Räuberbande benannt hatte, genauso wie er gewusst hatte, wie schnell eine Räuberbande zur Kriegsrotte werden konnte. Der Kriegspfad war schon für einen jungen Krieger kein Zuckerschlecken. Für einen alten Mann bedeutete es Schmerzen, Schmerzen, Schmerzen... und das ohne je einen Gegner gesehen zu haben.

„Schlafe!“, fuhr er sich in Gedanken an. Doch Wut war beim Einschlafen nicht hilfreicher als Hundekacke beim Kochen oder ein stumpfes Messer beim Bartschnitt.

Es war fast eine Erleichterung, als er ein scharfes Flüstern hörte: „Akraz! Bist du wach?“

Akraz sah auf. Tabrk, sein Spieß. „Wenn du in meiner Haut stecken würdest“, murrte er missmutig, „bräuchtest du nicht fragen.“ Als er in die kleinen Schweinsäuglein des Spießes sah, verflog seine schlechte Laune jedoch sogleich. „Was hast du?“

„Grushak hat am Geierfelsen ein Feuer entdeckt.“

„Ein einziges?“

Der Spieß nickte.

„Wer?“

Tabrk schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung. Ist direkt zurückgekommen, um uns Bescheid zu geben.“

„Guter Junge!“ Er raffte sich auf und warf sich das lederne Wams über. „Wecke die Frischlinge auf. Das sehen wir uns näher an!“

Der Spieß nickte mit einem grimmigen Lächeln. Alles war besser als dieses ewige Nichts-Tun, dieses Auf und Ab in der Steinwüste.

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Katzenmenschen, so weit im Süden! Akraz hätte es nicht geglaubt, wenn er es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte. Aber dort waren sie, auf der anderen Seite eines Geröllfeldes am Fuße des Geierfelsens. Die beiden Wachen waren in Decken gehüllt und hatten sich eng an ihr Feuer gedrängt, doch die spitzen Katzenohren waren selbst auf die Entfernung gut genug zu erkennen.

„Wie viele?“, hauchte Akraz im leisesten Flüsterton, den er zustande brachte. Er sah nur die beiden Wachen; aber es gab fünf oder sechs Pferde, und um das Feuer herum schienen noch andere Gestalten in ihren Decken zu liegen.

„Fünf?“, flüsterte Tabrk zurück. „Nicht mehr als zehn?“

Akraz sah zurück zu den Wachen. Sie konnten nicht viel sehen, ihre Nachtsicht war vollkommen zerstört durch die Nähe zu ihrem Lagerfeuer. Aber sie konnten hören. Die verfluchten Katzenmenschen konnten hören! Sie würden es nie schaffen, bei Dunkelheit das Geröllfeld zu überqueren ohne dabei gehört zu werden.

„Was machen wir?“, fragte Tabrk.

Akraz verzog die Miene, wohl wissend, dass es sein Spieß nicht sehen konnte. Woher zum Teufel sollte er die Antwort darauf wissen! Er legte Tabrk die Hand auf die Schulter, lange genug, um ihm zu signalisieren, dass er bleiben sollte; dann kroch er zurück zu den anderen.

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Die Dämmerung brach an, zäh wie Rindsleder. Akraz zählte jede Sekunde. Es schien Jahre zu dauern, bis er endlich die Hand vor Augen sehen konnte, Jahrhunderte gar, bis man auf dem Geröllfeld einzelne Steine erkennen konnte.

Er hatte sich lange mit Koshev beraten. Da rüber zu schleichen war unmöglich, ohne die Katzen auf sich aufmerksam zu machen. Und ein Angriff im Sturmschritt über das nachtschwarze Geröllfeld würde der Hälfte seiner Rotte die Knöchel brechen, noch ehe sie auf den Feind getroffen waren. Zähneknirschend hatten sie sich auf einen Angriff im Morgengrauen verständigt. Und nun warteten sie.

Niemand sprach ein Wort, kein einziges seiner Rottenschweine. Tabrk hatte jedem einzelnen von ihnen einen Schluck aus ihrem letzten Weinschlauch versprochen, wenn es ihnen gelang, bis zum Angriff ruhig zu bleiben, und drei Hiebe mit dem Stock, wenn die Katzen sie vorher bemerkten. Zuckerbrot und Peitsche. Primitiv und einfach, und vielleicht gerade deshalb so effektiv.

Er sah erneut zu den Wachen. Zweimal hatten die Katzen sie während der Nacht ausgetauscht, aber ob die dritte Wache die gleichen waren wie die ersten, konnte niemand sagen. Fünf bis zehn, hatte Tabrk vermutet. Akraz glaubte, dass sein Spieß recht hatte. Doch der Unterschied zwischen fünf und zehn war gigantisch, und Akraz hätte es gerne genauer gewusst. Aber wollen und kriegen war selten ein und dasselbe, und im Krieg noch viel weniger als anderswo.

Tabrk tippte ihm gegen den Arm, deutete dann hinüber zum Geröllfeld. Als ob Akraz die letzten Stunden etwas anderes gemacht hätte als dieses verdammte Geröllfeld beobachten! War es Zeit für den Angriff? Er war sich nicht sicher. Doch war er sich jemals sicher gewesen?

Er nickte seinem Spieß zu. Schlug dann seine Handkanten aufeinander.

Angriff.

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Seine Knie. Seine verteufelten, dreifach verfluchten Knie! Akraz rannte, so schnell er konnte, den Speer in den Händen, den Blick auf dem Boden, wo Geröll und Felsen und Steine und Kies darauf warteten, unter seinen Schritten davonzurutschen und seine Knöchel zu brechen. Die Nadeln, die die Kälte in seine Knochen gestochen hatte, waren zu Nägeln geworden, jeder einzelne seiner Schritte Hammerschläge auf deren Köpfe. Das war sein letzter Kampf, das schwor er sich. Der Schwur war ein alter Bekannter. Eine Frau, die er mal zu mal betrog. Vermutlich war das einzige, was ihn und seinen Speer trennen konnte, der Tod auf dem Schlachtfeld. Oder vielleicht ein Sturz auf diesem Geröllfeld.

Die Katzen hatten sie gesehen. Ihr Lager war in Aufruhr geraten, sodass es ein paar Momente lang so aussah, als ob es mehr von ihnen waren als Tabrk und Akraz vermutet hatten. Doch dann sahen sie zwei der Katzenmenschen den Hang hinab in Richtung Osten hetzen, vor dem Kampf fliehend, und zurück blieben nur vier, die sich mit Knüppeln und Stäben auf den Kampf vorbereiteten.

Zwei von ihnen starteten zu singen, ein elendes Katzengeheul wie das Schreien kastrierter Frischlinge. „Magier!“, schrie einer seiner Orks.

„Attacke!“, brüllte Akraz, „Weiter! Weiter! Weiter!“ Sein Blut schien ihm in den Adern zu gerinnen, doch was blieb ihnen jetzt noch anderes übrig als weiterzulaufen? Sie hatten die Hälfte des Geröllfeldes überquert, jetzt umzudrehen würde mindestens ebenso lang dauern. Außerdem glaubte Akraz, dass es einem Magier vielleicht weniger einfach viel, sich auf seinen Feuerball zu konzentrieren, wenn ein Rudel Rottenkrieger auf ihn zu stürmte als wenn sie davonliefen. „Weiter! Los, weiter!“

Er rannte. Die Nägel in seinen Knien stachen wie Feuer. Sein Atem ging schwer und rauh. Das Blut rauschte in seinen Ohren. Das Katzengejammer wurde lauter und lauter.

Und dann waren sie plötzlich heran, Speerspitzen wurden von Knüppeln abgewehrt oder stießen ins Leere. Eine der Katzen schrie auf, ein jämmerliches Geräusch irgendwo zwischen Miauen, Knurren und Schreien, das Akraz‘ Fell im Nacken zu Berge stellte. Seine Schmerzen waren vergessen, es gab nur noch seinen Speer und die Waffen der Gegner, ausholende Arme, ausweichende Körper. Etwas traf ihn an der Seite, doch es war nur ein Knüppelhieb, sein Speer stieß vor und hinterließ eine blutige Schramme an der Flanke einer Kätzin mit Kapuze und Runenmantel. Aus dem Augenwinkel sah er, wie vier seiner Männer plötzlich innehielten und mit offenen Schnauzen zusahen, wie einer der Katzenmenschen zwischen ihnen hindurch über das Geröllfeld hinweg davonlief. Auch Akraz‘ Gegner versuchten sich aus dem mittlerweile ungleich gewordenen Kampf zu lösen. „Erdrückt sie!“, schrie Akraz, und „Vorwärts! Vorwärts!“ sein Spieß Tabrk.

Eine der Katzen sank auf ein Knie und bot eine offene Flanke. Akraz stach zu, nicht zu tief, sodass er den Speer noch zurückziehen konnte, jederzeit bereit, sich zu verteidigen. Doch plötzlich war da niemand mehr, die zwei noch verbliebenen Katzen rannten Hals über Kopf davon, eine den Abhang hinab, die andere über das Geröllfeld, beide sich dabei so geschickt bewegend, dass Akraz nicht einmal im Traum daran dachte, ihnen seine Rudelkrieger hinterherzuschicken. Er holte aus, warf der Katze auf dem Geröllfeld seinen Speer hinterher. Doch der Wurf war nicht gut, sodass die Waffe mehrere Meter entfernt gegen einen Felsen stieß und zu Boden klapperte.

„SIEG!“, brüllte Tabrk, den blutigen Speer über den Kopf erhoben.

„SIEG!“, stimmten die Rudelschweine mit ein.­

Akraz ließ seinen Blick über das Lager der Katzenmenschen schweifen. Zwei von ihnen hatten sie getötet, gerade einmal zwei von einem halben Dutzend. Einer davon war möglicherweise tatsächlich ein Magier. Doch zwei der Entkommenen waren ähnlich gekleidet gewesen. Drei Magier auf dem Präsentierteller gehabt und nur einen davon getötet zu haben ...

Sieg? Oder doch eher eine Niederlage? Akraz grunzte angewiedert. Man sollte glauben, dass sich die beiden besser voneinander unterscheiden ließen.



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