Xontormia Express 1334

From Eressea
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Wir schreiben die zweite Woche des Monats Schneebann im Jahre 43 des zweiten
                 Zeitalters. Es ist Winter. (25.11.2023)


6. Welt

Aus Antarius kulinarischen Reisen 6te Welt (Auszuege aus an diesen gerichteten Botschaften), Neu Tolfalas, Lalsugetgin, Sumpf:

Nebel ist in diesen Suempfen allgegenwaertig, kaum ein Lichtstrahl durchdringt diesen. Sensitive Gemueter hoeren ein unverstaendliches lockendes Fluestern, manche sehen sogar Lichter in den Untiefen des Sumpfes bis hin zu bleichen Gestalten, die ihnen einladend zu winken scheinen. Schon manch ein Wanderer verirrte sich und ward nimmermehr gesehen.

Im Sumpffeuer werden weder feurige Getraenke noch warme Mahlzeiten angeboten, das Gebaeude ist nur ein bescheidener Leuchtturm. In diesem residiert der Hueter des Leuchtfeuers. Dieser alte ehrwuerdige Sidhe wurde schon oft darauf hingewiesen, dass seine Taetigkeit ohne Sinn zu sein scheint, da im staendigen Nebel schon nach wenigen Metern das Leuchtfeuer nicht mehr zu sehen ist. Er antwortet mit irrem Flackern in den Augen, die Macht des Methans, die Heiligkeit der Oelamphoren und eine brennende Fackel wuerden Licht werden lassen. Im Hafen findet der Leuchtturmwaerter in Lady Jemainne eine verwandte Seele. Diese Sidhe sitzt gluecklich und zufrieden vor Glaskolben, in denen seltsam leuchtende Fluessigkeiten vor sich hinbrodeln. Uebergluecklich ist sie, wenn Glaskolben, Fluessigkeit und sie selbst sich in bunter Farbenpracht ueber den gesamten Himmel verteilen- selbst der blindeste Seefahrer wird dieses Leuchtfeuer nicht uebersehen koennen.

Der Nebel verbirgt zum Glueck erfolgreichst den Umstand, dass ansonsten die hier anwesenden Sidhe keinesfalls als Geistesleuchten auffallen wuerden. Ohne die hier befindliche Sumpfresidenz der Botschafterdrohne Tch'La des Schwarmes... also die diese z. Zt. zahlreich bewohnenden summenden Insekten im Miniaturformat, denen eine gewisse Blutgier nachgesagt wird, waere der durchschnittliche IQ der hier Anwesenden nur auf einer nach unten offenen Negativskala darstellbar.

Interludium: Der Verfasser dieser Zeilen musste die Fortsetzung dieses Berichtes "kurz" unterbrechen, da der in dieser Region weilende Botschafter der Erzzwerge von Ritus bei den Sidhe von Zemur hoeflichst mit Tritten gegen das Schienbein, Axtstielklopfen auf beide kleinen Zehen und "leichte" Schlaege mit dem Schilde auf des Verfassers Hinterkopf eine Aenderung des Textes anregen wollte. Selbstverstaendlich ist der Botschafter zwar ein Angehoeriger der Rasse der Zwerge, daher klein von koerperlicher Gestalt, aber vom Intellekte her ein wahrer Geistesriese- dessen Geistesleuchten den dichtesten Nebel durchdringt.

Lalsugetgin wird von Untoten gemieden, ein sicheres Zeichen, dass Antarius diesen Sumpf mit seiner Anwesenheit beehrt haben muss. Daher sollte doch nun ein Rezept praesentiert werden koennen, welch kulinarische Genuesse Antarius hier erfahren durfte. Doch alles Suchen und tiefste Ausgrabungen in der Erinnerung Abgruende konnten nichts zutage foerdern. Ein nagender Gedanke klopfte dem Kleinhirn des Verfassers auf die Schulter, dieses wich zur Seite, damit dieser das Zwischenhirn beim Hypothalamus durchqueren konnte, um dann in die gaehnende Leere, die anstelle des Grosshirnes existierende, hineinzubruellen:

"Antarius bekam in Lalsugetgin keine Mahlzeit serviert. Der arme Halbling musste mit leerem Magen gar hungerig weiterreisen. Wenn Antarius Magen dessen Bewusstsein diese entsetzliche Erkenntnis in Erinnerung ruft, koennten den hier Anwesenden, den dafuer Verantwortlichen, SCHLIMME DINGE DROHEN!"

Der Verfasser dieses Berichtes kann nur hoffen, dass sein Hypothalamus, wie dessen Grosshirn zuvor, ihn verlaesst und sich, wenn ausserhalb befindlich, in zwei verschiedengeschlechtliche Hippopotamus amphibius verwandelt, die sich im Sumpfe zahlreichst vermehren. Sollte Antarius von Erinnerungshunger geplagt in Lalsugetgin erneut erscheinen, um seine zugesagte Mahlzeit einzufordern, koennen die dort beheimateten Sidhe zumindestens zahlreiche gewichtige Haeppchen als Snack kredenzen.

Es gruesst der veraengstigte Traumtaenzer fuer die Sidhe von Zemur (nach Diktat entflogen, Angst verleiht bekanntermassen Fluegel, im Gegensatz zu roten Bullen, die werden von Antarius verspeist und liegen schwer im Magen).


15. Welt

Ein besonderer Gottesdienst

An diesem bitterkalten Wintertag in der zweiten Woche Eiswind 43 ist fast die gesamte Bevölkerung von Freiesland zum Gottesdienst erschienen, und doch wirkt die Kathedrale kaum voller als sonst. Es ist einer der wenigen Anlässe, zu denen Le Roi, der König der Maîtres de la monnaie in seiner Funktion als Beschützer der Heiligen Kirche in der Öffentlichkeit erscheint und diesen besonderen Gottesdienst einleitet.

"Meine lieben Untertanen, geehrte Freunde", dabei blickt er auf die Ehrenplätze in den vorderen Reihen, in denen einige Halblinge, Elfen, Zwerge und Meermenschen des Monopols sitzen, "dies ist eine besondere Woche für unser diese Kirche, für unser Volk, unsere Freunde und ganz Eressea. Ihr alle konntet - sofern ihr über Augen verfügt, welche die Wolken durchdringen können - beobachten wie die letzten Verzierungen an unserem neusten und bisher höchsten Turm vollendet wurden. Nun ruhen - zum ersten Mal seit fast fünf Jahren - die Bauarbeiten und wir wollen diese Pause nutzen um einen Moment innezuhalten. Lasst uns gemeinsam zurückblicken auf die bescheidenen Anfänge und uns die Heldentaten unserer Vorfahren ehren, aber auch Dank sagen für die Veränderungen die die Jahre gebracht und die diesen Anlass erst ermöglicht haben."

Hier übernimmt Bischof Nicolas, mit einer Zusammenfassung der Geschichte: "Exakt 30 Jahre ist es her, dass Maîtres das erste Mal den Platz erblickten, auf dem heute unsere wunderbare Kathedrale steht. Doch nicht lange konnten ihre Augen verweilen, denn damals stand hier noch die kümmerliche Befestigung unserer Feinde. Unsere tapferen Männer und Frauen waren vorausgeeilt, um ihre Freunde zu rächen, die zuvor hinterrücks angegriffen wurden und der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen. Heute kann man sich das kaum noch vorstellen, doch zu diesen Zeiten waren die Seelen der Maîtres erfüllt von einem Eifer, der sie zu leidenschaftlichen Taten inspirierte aber eben oft auch alle Vorsicht vergessen ließ. Manche sagen, es war der Einfluss des Ordens, andere das Feuer der Jugend, das in unserem Volk einst loderte und nun größtenteils erloschen ist. Jedenfalls waren sie in ihrem gerechten Zorn dem Hauptheer zu weit enteilt, oder das Hauptheer wurde aufgehalten, da gehen die Meinungen der Historiker auseinander. Und so fand ihr Ansturm ein blutiges Ende, doch ihre Taten leben für immer weiter, denn wir werden ihrer nie vergessen."

Es folgt eine Aufzählung der Gefallenen dieser ersten Tage, die hier übersprungen wird. Ihre Namen finden sich auf einer Tafel im Zentrum der Kathedrale. Wir steigen wieder ein am Wendepunkt der mehrwöchigen Schlacht, nachdem auch das Hauptheer eine Weile gekämpft hat.

"So wogte das Schlachtgeschick hin und her. Heldenhaft kämpften unsere Krieger gegen die Überzahl an Feinden und wurden doch immer weniger. Und selbst den unerschütterlichen Ordensbrüdern schien der Schwertarm lahm zu werden und der Zorn war aus ihren Gesichtern verdrängt worden von Sorge. Doch als die Reihen sich aufzulösen drohten lief ein Flimmern durch die Luft über der Befestigung, in deren Schutz die Orks und Trolle ihre besten Verteidiger gestellt hatten, und es erschien eine Frauengestalt von übernatürlicher Schönheit die lächelte den Unseren zu. Und da entbrannte das Feuer der Rache wieder in den Ordensbrüdern und auch die wenigen verbliebenen unseres Volkes fassten neuen Mut. Denn siehe, die Feine waren nun in Verzweiflung gestürzt und sie verließen ihre Deckung, panisch den Blick auf die Erde gerichtet. Und doch sahen sie nicht, wohin sie liefen und wurden aufgespießt von den Schwertern und Speeren der Unseren und der Sieg war unser.

Doch die Erscheinung schwebte zu Boden und nur Bruder Gabriel, stets fest im Glauben, war mutig und reinen Geistes genug über die Reste der Verteidigungsmauer steigen und die Engelsgestalt zu treffen. Und während um ihn herum die letzten Feinde fielen empfing er das Wort des Herrn und es verkündete, dass dieser Ort heilig sei und gebot ihm eine Kirche errichten und sie zu weihen der Heiligen Madonna von Grak, denn die war ihm erschienen und hatte die Schlacht gewendet.

So geschah es zu Beginn des Schneebanns im Jahre 13 unserer Zeit, dass ein kleiner Schrein zum Zentrum unseres Glaubens wurde. Unter Abt Lothar von Grak stand stets die Heiligenverehrung im Mittelpunkt, und der Gläubige sollte es sich nicht zu bequem machen können, um sich den Gefallenen näher fühlen und sich aufs Gebet konzentrieren zu können. Daher blieb die Kirche klein und karg eingerichtet." Hier nickt Nicolas einem hochgewachsenen Mann von undefinierbarem Alter zu. "Trotzdem musste sie aufgrund der großen Popularität bald erweitert werden und war im Feldsegen des Jahres 15 zu einer Hauptkirche mit mehreren Nebengebäuden gewachsen. Doch auch dies war nicht genug, und es dauerte nur gut ein halbes Jahr, bis der Turm verdoppelt war und mehrere weitere Wirtschaftsgebäude angeschlossen waren.

Nachdem Frieden auf der Insel eingekehrt war wandte sich Abt Lothar zunehmend dem Studium der Theologie zu und fand es immer schwieriger, die Verantwortung für dieses Gotteshaus mit dem Studium und dem Verfassen theologischer Schriften zu vereinen. So wurde im Eiswind 17, zum vierten Jahrestag der ersten Schlacht, Le Roi zum Verwalter der Kirche bestimmt, die sich bereits wieder im Ausbau befand, und das ist er noch heute."

Beifälliges Murmeln und huldvolle Blicke zu ihrem Souverän erfüllen die Bänke.

"Im Feldsegen 18 wurde die Kirche schließlich zur Kathedrale geweiht, und damit kamen die Bauarbeiten vorerst zum Erliegen. In einer Zeit des Wandels blieb ihr Anblick eine Konstante. Erst viele Jahre später wurde erneut ein Umbau in Angriff genommen und trotz der großen Menge an verbautem Material konnte er im Sturmmond 29 zügig beendet werden. Als vollendetes architektonische Kunstwerk brauchte sie nun selbst den Vergleich mit den größten militärischen Bauwerken weltweit nicht zu scheuen. So blieben diese heiligen Hallen viele Jahre unverändert, denn es gab nichts hinzuzufügen, was ihren Nutzen als Gotteshaus noch hätte erhöhen können. Jeder Bauer fand regelmäßig Platz und viele Silberstücke aus der Kollekte konnten anderen Gemeinden zugeführt werden, deren Kirchen davon mehr profitieren konnten."

"Doch die Zeit schritt voran und von Tag zu Tag erweiterte sich unsere Welt. Als Teil des Monopols war Serpens Maior nur noch eine unbedeutende kleine Insel von vielen, in einer von vielen Welten. Und etliche Bauern schauten auf die Kathedrale, die einst ihr ganzer Stolz war, und sie schien ihnen nur wie eine unbedeutende schäbige Hütte im endlos großen Reich unserer Verbündeten. Und es gab dort draußen viele Wunder zu schauen, doch sicher nicht hier auf unserer Insel, wo unser Volk liebevoll seine Regionen pflegte. Und so machten sie sich klein, und wir Maîtres zogen uns auf unserer eigenen Insel zurück in ein kleines Gebiet und überließen der mächtigen Monopolbürokratie die Verwaltung der unermesslichen Weiten und ihrer Schätze."

Mit einem kurzen Blick zu den wenigen verbliebenen Ordensbrüdern fährt er fort: "Aber es gab noch einige, deren Feuer nicht erloschen war, und die immer noch zu großen Taten strebten. Und wenn keine Feinde mehr vorhanden sind, dann müssen diese eben hier vollbracht werden. So können alle Bewohner der Insel sehen, zu was ihre Maîtres - mit etwas Transport- und Materialhilfe des Monopols - imstande sind. So wurde ein Plan gefasst, wie die Demut vor Gott und den Heiligen wiederhergestellt werden kann und pünktlich zum 25jährigen Jubiläum der Weiterbau der Kathedrale verkündet 'so lange und so hoch wie es den Herrn erfreut'. Unsere besten Handwerker schritten also nach Jahren ohne Großaufträge zur Tat und schon bald hatten sie eine Reihe von Fortschritten zu vermelden. Zuerst fertiggestellt wurde am ..."

Nun werden die weiteren An-, Auf- uns Ausbauten beschrieben in einer langen Kolonne von Zahlen und Fakten. Doch anstatt sich Notizen zu machen driftet der Schreiber schon bald in einen Dämmerschlaf ab, aus dem ihn rechtzeitig ein aufmerksamer Ellenbogen in die Rippen weckt.

"... was die Vollendung des ersten Bauabschnitts darstellt, mitunter den Hauptgrund, weswegen wir heute hier zusammengekommen sind. In ihrer Größe und Pracht überstrahlt diese Kirche mittlerweile sicher jedes andere Gotteshaus und ist eine Demonstration der Hingabe unseres Volkes und der Effektivität des Transportnetzes unserer Verbündeten. Ein Hoch auf den andauernden Frieden, der es uns erlaubt hat, dieses Projekt zu verwirklichen."

Unter lang anhaltendem Applaus werden nun diverse Ehrungen vorgenommen, für die Bauarbeiter, Transporteure und Kirchenoberen. Lobgesänge wechseln sich ab mit Dankesreden, die hier übersprungen werden. Wir steigen wieder ein zum Schlussteil.

"Doch in all die Freude mischt sich auch Trauer. Vor vier Wochen erreichte uns die Nachricht, dass unsere große Erkunderin Florence in der Ferne der sechsten Welt von Dracoiden erschlagen wurde. Trotz aller Erfahrung und Vorsicht war dies die eine Begegnung mit Monstern zu viel. Ihre Gehilfinnen überlebten die folgenden Wochen ebenfalls nicht, so dass auch die Petite Fleure verloren ist. Florence war eine Heldin in Friedenszeiten. Ihre Erkundungen führten sie weiter in die Welt hinaus, als sich je zuvor ein Maître gewagt hat oder je wieder wagen wird. Sie ist vermutlich mehr Seeschlangen begegnet als jeder andere Kapitän unseres Volkes und konnte allen Begegnungen unbeschadet und ohne Anwendung von Gewalt entkommen. Mitunter musste sie sich für die Weiterfahrt neu versorgen und konnte sich stets auf die Hilfe völlig fremder Völker verlassen. Das alles ist eine umso gewaltigere Leistung, da sie dies größtenteils alleine und stets an Bord ihres kleinen Bootes vollbrachte.

So lang ist ihr Aufbruch her, und so unbedeutend erschien er damals, dass das genaue Datum noch nicht ermittelt werden konnte. Doch eins wissen wir sicher: Dank der Künste unserer Schwesternschaft - welche die unfassbar weiten Entfernungen zwischen den Welten überbrücken können - ist Florence heute endgültig heimgekehrt. Ihre Überreste werden in den Katakomben zur Ruhe gebettet, neben all den Helden der Vergangenheit, und sie soll uns als Erinnerung dienen, dass auch diese neuen, friedlichen Zeiten Helden hervorbringen, die jeden Tag aufs neue der Gefahr ins Auge sehen und Dinge vollbringen die andere für unmöglich gehalten haben. Gedenken wir nun ihrer in Schweigen. Wer möchte kann anschließend persönlich Abschied nehmen. In der Stadt warten danach Speis, Trank und Unterhaltung auf alle, gespendet von Le Roi, um den Tag gebührend ausklingen zu lassen."

Nach diesen Worten und einem Moment der Stille erheben die Gläubigen sich nach und nach von ihren Bänken. Die Aussicht auf eine reich gedeckte Tafel treibt einige sofort zur Tür hinaus, doch viele andere, darunter fast alle Personen höheren Ranges aber auch die Mehrheit der Handwerker und Soldaten, reihen sich trotz der vielen Stunden die sie bereits auf den Bänken den langen Reden gelauscht haben in die Schlange ein, um Florence der mutigen Weltenseglerin die letzte Ehre zu erweisen.

Girome Labourse von den Maîtres de la monnaie



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