Xontormia Express 1243: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 11. Oktober 2024, 10:27 Uhr
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Vorwort
Liebe Leserschaft,
der letzte Herbstmonat hat begonnen und es wird merklich kälter in Eressea. Die Felder sind offenbar erfolgreich abgeerntet und uns erreichte ein Artikel. Wir können gespannt sein, auf Nachrichten aus den neuen Welten, deren Lage nur wenige kennen.
Der Redaktionsschluss ist wie immer, ein Tag bevor ihr erfahrt, was in euren Landen geschieht.
Noch ein Hinweis zum Format der einzusendenden Artikel: Bitte die Welt angeben, zu der der Artikel gehört. Ebenso eine Überschrift und den Autor. Das hilft sehr bei der Zuordnung.
Beispiel:
1. Welt Titel: Geschehen dort Autor: Schreiberling Text: Viel ist passiert, keiner hat es gesehen.
Und nun wünscht die Redaktion viel Spaß beim lesen.
22. Welt
Ein profitabler Wandel
Insel Nordstein, Ende der Nebeltage, Jahr 40.
Die Angehörigen des Dritten Stammes waren in Aufruhr. War etwas passiert? Nein... und das war das Problem. Es passierte nichts. Gar nichts mehr. Endloses Schweigen war alles, was man noch von Peregrer hörte. Die Junta der Drei, seine Verwalter, schienen mehr und mehr rat- und kopflos. Es gab keine klaren Befehle mehr, keine Anweisungen, nichtmal langweilige Erlasse. Gab es keinen Plan?
"Es reicht!" Bandi Piepenschneider war die erste, die das Schweigen brach. Zusammen mit dem Rest der "Alten Garde", wie sie sich nannten, saß sie in der Kneipe. Die alten Haudegen, die den Dritten Stamm seit seinen Anfängen begleitet hatten.
Angal und Drigell Haselbusch, die Generationen von Armbrustschützen ausgebildet hatten.Horas Prigge, der Mann der gefallenen Gilda Prigge, die mit ihrem Handelsgold das Imperium erst groß werden ließ.
Dari Piepenschneider, die einst die Kapitulation der Kleinen, Freien Männer entgegennahm.
Ethea Erbach, die schon immer sonderbare Trankbrauerin.
Bure Piepenschneider, die erste Erkunderin, Entdeckerin der Grautrolle.
Marler Stolzfuß, der Meisterreiter.
Und natürlich Bandi selbst, die eigenhändig den nach ihnen benannten Berg erobert hatte.
Bandi blickte in die Runde der altbekannten Gesichter. Sie sah wenig Müdigkeit darin, das Feuer der Abenteuerlust brannte in ihnen allen.
"Wenn Peregrer uns nicht einweiht und im Stich lässt, dann lassen wir ihn links liegen! Hat jemand mal was von Cornelius gehört?"
Bei der Erwähnung des alten Anführers, der einst von Peregrer vertrieben wurden, ging ein kurzer Ruck durch die Runde. Gorbadeis Kuggelmann, der alte Waffenschmied, meldete sich zu Wort. "Cornelius ist nach Cathay gegangen, um dort eine Pferdezucht aufzubauen. Lässt ausrichten, für Urlaub auf dem Pferdehof können wir gerne vorbeikommen. Sonst ist mit ihm nichts mehr anzufangen." Er spuckte auf den Boden.
Bandi schaute in die Runde. Ihre Augen funkelten.
"Na dann? Was haben wir für Alternativen?"
Insel Kauri, kurz danach.
Das Kommunikationszentrum der Erwerbs-Gesellschaft lag unterirdisch und sah, von innen betrachtet, aus wie eine Geode aus Diskord-Kristallen, die bereits ob der andauernden Belastung glühten. Einige hatten bereits während der neuen Verhandlungen mit der WG erste Sprünge gezeigt, dem Bündnis, dem auch die kleinen, freien Männer angehörten. Die Besprechungen waren durch das Verschwinden einiger Nordvölker nötig geworden. Seit das letzte Abkommen zwischen WG und der Allianz des Südens unterzeichnet worden war, hatte man die magischen Kristalle noch nicht erneuern können.
Nun war direkt wieder eine Vollversammlung alle Direktorien und Firmenräte der Erwerbs-Gesellschaft einberufen worden. In jedem Kristall schimmerte das Bild eines Abteilungsleitenden, einer Hortsperson oder eines sonstigen Personal-Halblings. Wer genau hinsah, musste feststellen, dass sich die Zusammensetzung der Firma im letzten Jahr stark verändert hatte. Viel mehr Leute waren es seit dem Krieg auf der Schimmerinsel, gerade Sicherheitsbeauftragte und Dekretisten waren dazugekommen, aber weniger der alten Familienunternehmer und örtlichen Zweigstellen waren präsent.
Grund für den erneuten Trubel war ein Hinweis des verfeindeten Dritten Stamms. Natürlich hatte man auch mit denen gesprochen, aber erst direkt vor der aktuellen Konferenz war bei der Chef-Etage ein Hinweis eingegangen: Einige Mitarbeiter der ungeliebten Halblings-Konkurrenz waren bereit, überzulaufen, zumindest schien es so. Darüber wurde nun bereits den ganzen Tag beraten.
Gisbert Feuchtohr, der von der Insel Azurauge zugeschaltete Dauer-Praktikant, hörte, wie in den Kristallen neben ihm seine Kollegin Franzi Pfeifenpuster mit einigen Dokumanten und Händlern aus dem mittleren Management in den Kristallen tuschelte.
"Das ist doch eine List! Peregrer zieht sich doch nicht einfach so in ein grautrollischen Bergtempel zum Ruhestand zurück!"
"Sieht aber so aus! Und zusammen mit unseren Verbündeten haben wir schließlich auch seine Meistermagier zurückgeschlagen..."
"Meister? Oder Schüler? Das wissen wir doch gar nicht!"
"Und wenn? Hast du die Zahlen in der Tischvorlage gesehen? Da geht es um Landstriche, wo wir bisher kaum präsent sind!"
"Wie ist so eine Übernahme dann überhaupt durchführbar? Allein der Verwaltungsaufwand..."
"Die vom dritten Stamm haben wohl eine neue Technik aufgetan, deswegen ist das ganze ja so kurzfristig..."
"Ach papperlapapp, das riecht doch nach einem Trick!"
Jetzt wurde es Gisbert zu bunt. "Ist doch völlig irrelevant, ob es ein Trick oder technisch möglich ist! Diese Leute haben neben Untoten und mit Schwarzmagiern gekämpft! Die haben in unserem Unternehmen nichts zu suchen! Vermutlich steckt irgendwer hier mit denen unter einer Decke!", fuhr er die Krämer an.
Die wollten gerade beleidigt antworten, als ein zentraler Kristall aufleuchtete. Eine Abstimmung wurde geschaltet. Ihr Ausgang war knapp, aber eindeutig: Die Anhänger des Dritten Stamms würde man zum Teufel jagen.
„Die Götter sind nur mit denen, die Mut und Furcht zeigen!“ meldete sich da Apollon von Glitzerstein. Auch er gehörte zur neuen Garde, war wie Gisbert ein Veteran des Krieges und nebenher zum Abteilungsleiter, Hauptauktionär und Betriebsrat der Tochterunternehmungen auf der Schimmerinsel geworden:
"Kolleginnen, Kollegen! Stundenlang haben wir über den Annäherungsversuch unserer Feinde, oder eher, Konkurrenten, Mitwettbewerber beraten. Ihr wisst, dass wir, dass ich während des Schimmerinsel-Konflikts um die 10000 Kunden verloren habe. Meine Aufopferungsbereitschaft für unseren Konzern steht jawohl außer Frage. Ihr wollt doch nicht dieses Ergebnis so stehen lassen? Ich rate euch, nehmt die verlorenen Schäfchen des dritten Stammes auf! Wir sind doch keine Unmenschen..." In seinem Kristall schüttelte das Bild von Apollon, der während des Krieges Seite an Seite mit den Wächtern des Lichts gestanden hatte, den Kopf.
„Nonsens!“ schimpfte Pfeifenpuster. „Wahrscheinlich hat der Oberste Service-Koordinator längst die Befehle und Memos verschickt und hat es nur verbaselt, dass ganze ordnungsgemäß anzumelden!“
Die Diskussion zog sich nach Gisberts Zeitempfinden noch fast zwei weitere Tage hin. Im Ergebnis sollte die Erwerbs-Gesellschaft über Nacht um einige Angestellte reicher werden, deren Silber nun in die Kassen der Firma fließen würde. Der Preis dafür war nur ein wenig Einfluss auf das Unternehmen, was für großen Jubel sorgte. Gisbert schüttelte entsetzt den Kopf. Neben ihm murmelte Franzi Pfeifenpuster – "So geht die freie Marktwirtschaft unter. Mit donnerndem Applaus..." – und noch bevor er seinen Kristall deaktivierte, meinte er, zwischen den magischen Störgeräuschen etwas zu hören…
Ein allsehendes Auge funkelte. Sein Gebieter lächelte. Es war ein hässliches Lächeln, voller Gift und Niedertracht.
Das Lächeln wurde zum Lachen. Höhnisch ertönte es, laut und immer lauter, bis jeder Angehörige des Stammes es hören konnte. Ein Lachen, das Brunnen vergiftete, Gras vertrocknen ließ und jedem Einzelnen die Luft zum Atmen raubte.
Es wurde Nacht.
Ist ihr Interesse geweckt? Ein ausführlicher Hintergrundbericht zum Krieg auf der Schimmerinsel, der zu den hier geschildeten Ereignissen führte, ist derzeit in Arbeit und soll den Redakteuren des XE in nächster Zeit vorgelegt werden.
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