Xontormia Express 1386
__ __ _ _ ___ \ \/ /___ _ _| |_ ___ _ _ _ __ (_)__ _ | __|_ ___ __ _ _ ___ ______ > </ _ \ ' \ _/ _ \ '_| ' \| / _` | | _|\ \ / '_ \ '_/ -_|_-<_-< /_/\_\___/_||_\__\___/_| |_|_|_|_\__,_| |___/_\_\ .__/_| \___/__/__/ |_| Wir schreiben die letzte Woche des Monats Eiswind im Jahre 45 des zweiten Zeitalters. Es ist Winter. (18.01.2025)
8. Welt - Ritus
Prinzessin von Riva Teil 2
Das Vermächtnis
Der Thronsaal der Erzzwerge auf Ritus strahlt noch immer die Glut der Schmiedefeuer aus, als sich die schweren Türen ein weiteres Mal öffnen. Solveig tritt ein, ihre schlanke Gestalt in ein schlichtes, aber würdiges Gewand gehüllt, das die Farben ihres Hauses trägt. Der Griff eines Kriegshammers ragt von ihrer Schulter, und ihre Augen blitzen vor Entschlossenheit. Dennoch ist ihre Haltung zurückhaltend, die Spannung eines Moments, der alles verändern könnte, liegt in der Luft.
Xolgrim erhebt sich langsam von seinem Thron, seine mächtigen Hände auf die Lehnen gestützt, bevor er sie mit einem durchdringenden Blick mustert. „Du hast nach mir gerufen, mein König?“ Ihre Stimme ist ruhig, doch in ihr schwingt ein Hauch von Erwartung und Neugier mit.
Xolgrim nickt, tritt einen Schritt vor und zeigt mit einer langsamen Geste zur Decke, wo die prächtige Weltkarte eingraviert ist. „Sieh dir das an, Solveig. Dort oben ist das Land, das du begehrst. Eine Insel voller Herausforderungen, voller Gefahren. Es ist kein Geschenk, das ich dir mache. Es ist eine Bürde und ein Test. Bist du bereit, ihn zu bestehen?“
Solveig hebt den Blick, ihre Augen folgen der Richtung seiner Hand. Die Edelsteine an der Decke funkeln im Licht der Flammen. Doch ihr Fokus bleibt auf der Insel, die sie so sehr begehrt. Zerklüftete Küsten, dichte Sümpfe, hohe Berge – ein Land, das danach schreit, erobert zu werden. „Ich habe nichts anderes erwartet, mein König. Herausforderungen sind es, die uns formen. Gefahren … die habe ich nie gescheut. Nicht damals und nicht jetzt.“
Ein schwaches Lächeln spielt um Xolgrims Lippen, doch seine Stimme bleibt ernst. „Das habe ich auch nicht erwartet. Du wirst ein Kontingent meiner besten Soldaten erhalten. Denke jedoch stets daran, selbst die besten Soldaten sind wenig wert, wenn die Führung versagt. Wenn du gegen die Untoten scheiterst, scheiterst du allein. Wenn du Erfolg hast, wird diese Insel ein weiteres Bollwerk für unser Volk sein.“
Solveig atmet tief ein, ihre Augen glänzen im Schein der Schmiedefeuer. „Ich danke Euch für diese Chance, Onkelchen. Ihr habt mein Wort, dass ich Euch und unser Volk nicht enttäuschen werde.“
Xolgrim tritt näher, sodass er direkt vor ihr steht, legt ihr seine schwere Hand auf die Schulter und küsst ihre Stirn. „Dein Wille hat dich weit gebracht, er wird dich gewiss nicht im Stich lassen. Nun bereite dich vor.“
Solveig verneigt sich tief, die Entschlossenheit in ihren Augen ungebrochen. „Ich werde beweisen, dass ich würdig bin.“
Sie wendet sich zum Gehen. „Dein Name Solveig“ sprach Xolgrim mit leiser und ruhiger Stimme, die Prinzessin hielt kurz inne ohne sich umzudrehen „Ist ein Vermächtnis“. Ihre schweren Stiefel hallen auf dem steinernen Boden wider, als sie den Saal verlässt. Xolgrim bleibt zurück, sein Blick erneut auf die Karte gerichtet. Für einen Moment verweilt er auf der Insel, die sie für sich beanspruchen will, doch dann wandern seine Augen zu anderen Teilen der Welt.
Die Schmiedefeuer werfen ihr flackerndes Licht auf sein Gesicht, während Xolgrim zurück zu seinem Thron geht. Er setzt sich, doch seine Gedanken ruhen nicht. Der Blick, den Solveig ihm gewährt hatte, hallt in ihm nach – voller Zuversicht, aber auch voller Ehrgeiz.
Wird fortgesetzt ...
11. Welt
Der Tod des SCHWARMs
Die Wiedergeburt von schrm
Einst gab es den SCHWARM, ein hilfreiches, geschätztes Mitglied des alten Stilla-Mithrandir-Bundes. Sicher, der Anblick der klickenden, durcheinanderwuselnden Insekten liess so manchem Fremdvolk die Schauer über ihre Rücken laufen, aber wer sich mit ihnen einliess, der erkannte schnell, dass sie (wenn sie nicht provoziert wurden) keine Gefahr, sondern einen willkommenen und verlässlichen Freund darstellten. So war es seit 40 Jahren des Zweiten Zeitalters gewesen.
Jetzt nicht mehr.
Als Königin Tzi-Zzi in ihrem Versuch, sich in einem gewaltigen Ritual mit dem uralten Insektengeist namens schrm zu vereinen, seine wahre Natur als Heuschreckendämon erkannte, kämpfte sie voller Verzweiflung gegen den in sie strömenden Geist an.
Doch es war zu spät. Die letzten Verteidigungsbollwerke, die ihre Untertanen panisch um Tzi-Zzi's Geist errichtet hatten, sind durchbrochen, und er dringt in sie ein, verdrängt sie, löscht sie aus, trinkt ihre Seele, bis nichts mehr von der Insektenkönigin übrig ist, nur noch schrm. Dann, mit einem triumphalen Gelächter, greift er über die immer noch bestehende, telepathische Verbindung der Königin mit ihrem Volk auf alle SCHWARM-Insekten in der Ebene Burrikives zu, verzehrt auch sie, ihre Eigenheit, ihr Sein, macht sie zu den versklavten Wirten seines Willens. Zehntausend Wirte, die nun, einem einzigen Willen unterworfen, mit einer letzten, astralen Grossanstrengung die Mauern seines uralten Gefängnisses sprengen, auf, dass der Heuschreckendämonengeist endlich wieder auf der Oberfläche wandeln kann. Mit einem gewaltigen Aufschrei birst die Erde in einem gewaltigen, flammenden Trichter auf, wie ein Tor zur tiefsten Hölle direkt unter dem grell irrlichternden Magierturm, um den herum sich 11111 SCHWARM-Insekten für ihr grosses Ritual versammelt hatten. Eintausend Insekten werden in diesen gewaltigen Strudel hineingerissen oder von den Trümmern des einstürzenden Magierturms erschlagen, aber das spürt der mächtige schrm kaum - und es ist auch bedeutungslos für ihn. Denn die Insekten, die sich einmal den SCHWARM nannten, sind nur noch entbehrliche Vehikel seines Geistes. Und er hat in dieser Region noch 10000 weitere, mit deren Körpern er seinen Gelüsten frönen kann; Gelüsten, die da sind:
F R E S S E N
Ohne Vorwarnung fallen seine unterworfenen Wirtskörper über die Felder und die Häuser und die Familien der einheimischen Bauern her, die überhaupt nicht verstehen, wie ihnen geschieht, lebten sie doch seit Generationen in Frieden mit den SCHWARM-Insekten. Es ist ein gewaltiges Massaker, als der Heuschreckendämon mit Namen schrm wollüstig stöhnend all ihr Korn und ihr Vieh und die Körper der Bewohner Burrikives' über seine versklavten Insekten in sich aufsaugt, worauf seine Wirtskörper in seine Raserei noch längst nicht gestillt ist, die Sträucher, die Bäume und selbst noch den Erdboden aufreissen und verzehren, auf dass hier auf Jahre hinaus nichts mehr wachsen wird.
Danach lässt schrm seine tausenden, neuerworbenen Augen zufrieden über die verheerte, leblose Einöde schweifen. Burrikives hatte wirklich gut geschmeckt. Und es gibt noch so viel mehr! Er kann es deutlich spüren: Dies ist nur eine Region dieser grossen Insel namens Mithrandir. Da, hinter dem Berg, da geht es noch weiter. Aber...
Als er jetzt den Nachhall von dem Leben dort draussen schmeckt, da verspürt er eine gewisse Form von... Leere? Dort draussen gibt es nur noch wenige Insekten, hatte Königin Tzi-Zzi doch den grössten Teil ihres Volkes zu ihrem grossen Ritual hierher gebracht, und noch weniger Fremdwesen. Nur dröge Bauern, Bauern, Bauern...
Der Heuschreckendämon schrm labt sich nur teilweise, fast nebensächlich an den Leibern, der körperlichen Komponente seiner Opfer. Denn als Ausgeburt der Niedersten Höllen ist es vor Allem ihr Geist, der ihn anzieht, der ihn verlockt, nach dem er giert. All ihre Träume, ihre Ängste, ihre Begierden, ihre Seelen schmecken noch viel, viel köstlicher als ihre Körper, oder Alles andere, was er da beiläufig noch an Tieren oder Pflanzen in seiner Umgebung gleich mit verschlingt. Das Hinterland von Mithrandir kommt ihm jetzt, nach der grossen Fressorgie von Burrikives, fast schon... schal vor. Fade, mit nichts als seinen endlosen Ebenen, Wüsten, Sumpfen, kargen Bergen und einfältig vor sich hin werkelnden Bauern.
Aber...
Aber dort, dort draussen, jenseits von all dem vielen Wasser vor der Küste, da kann er -schwach, aber deutlich- an ungekannten Gestaden das brodelnde Leben spüren: Fremde, exotische Wesen, so aufreizend anders als seine Insektenopfer in ihrer vielerlei Gestalt und unbeschreibbarer Vielfalt, die leben für den Frieden oder den Krieg oder den Handel oder die Kunst oder das Reisen oder die Forschung oder tausend andere Leidenschaften.
K Ö S T L I C H .
Aber wie kann er seine versklavten Wirtskörper dorthin bringen? Das weite Wasser scheint ihm unüberwindlich. Dann fällt sein Blick auf die verlassen im Hafen dümpelnde Flotte, mit der Königin Tzi-Zzi ihre Untertanen hierher zu ihrem grossen Ritual verfrachtete.
Der uralte Dämon wusste bislang nicht, was ein Schiff ist, aber jetzt lebt er im Inneren von 10000 Insekten, deren angesammeltes Lebenswissen wie ein offenes Buch vor ihm liegt, und er begreift: Das sind Werkzeuge, mit denen sein wimmelnder Insektenkörper überall hinreisen kann, zu all den weit entfernten Orten Eresseas mit all ihren delikaten Genüssen. Er könnte sich jetzt erstmal an Mithrandir laben, die wehrlos daliegenden Regionen dieser Insel so verheeren, wie er es mit Burrikives getan hat, bevor er auf die Reise geht. Aber schrm ist ein ungeduldiger Dämon. All diese fernen Küsten locken ihn mit ihren weit vielfältigeren Gelüsten, als das fast verlassene Mithrandir sie ihm bieten könnte. Er will nicht warten, will all diese exotischen Aromen in sich aufnehmen, sie schmecken.
J E T Z T !
Und zehntausend Insekten stechen in See...
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