Xontormia Express 1240

Aus Eressea
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Wir schreiben die erste Woche des Monats Nebeltage im Jahre 40 des zweiten
                          Zeitalters. Es ist Herbst.

Vorwort

Liebe Leserschaft,

der Herbst beginnt und die Blätter fallen zu Boden. Die Bauern haben hoffentlich alles auf den Feldern geernten. Wir wünschen allen Seefahrern, dass sie gut durch die Herbststürme kommen.

Wie immer ist der Redaktionsschluss zwei Tage bevor ihr erfahrt, was in euren Landen geschieht.
Noch ein Hinweis zum Format der einzusendenden Artikel:
Bitte die Welt angeben, zu der der Artikel gehört. Ebenso eine Überschrift und den Autor. Das hilft sehr bei der Zuordnung.

Beispiel:

1. Welt
Titel: Geschehen dort
Autor: Schreiberling
Text: Viel ist passiert, keiner hat es gesehen.

Und nun wünscht die Redaktion viel Spaß beim lesen.


4. Welt

Abhandlung, betreffend neuere Erkentnisse über die Physiologie von Mammut- und Riesenbäumen

Baa'Thor, 4. Welt;
Im 39. Winter des zweiten Zeitalters;

Die Früchte der Yggdrasil zu ernten war ein mühsames Geschäft.
Zwar ließen sich die Samenschoten, sobald sie reif waren, mit bloßen Händen in einen Korb hinein ausstreifen, wobei die Aussenhaut dank ihrer natürlichen seidigen Beschichtung eine wohltuende und pflegende Wirkung auf Hände, Pfoten, Pranken und Greifrüssel hatte. Auch wuchsen die Fruchtstände in bequemer Griffreichweite überall an den Zweigen, welche wiederum an dicken, breiten, stabilen Ästchen mit flacher Oberseite hingen. Ästchen mit - im Fall von Yggdrasil- mehreren Fuß Breite. Der Arbeitsweg zu den Zweigen hinein hingegen...

Die Yggdrasil, der Weltenbaum (phonetische Aussprache: YGGDRASIL DER WELTENBAUM!!!), hatte vor etwa zwanzig Jahren beschlossen, sich bei Hezodrot zu erheben. Hezdrot war ein kleines Fischerdorf im Norden des Er'toll, dem zentralem Gebirgszug auf Baa'Thor, der Heimat des Phönix. War, denn nun steht hier der Tempel des Durgan. Der Tempel war nicht nur zentrales Heiligtum des Durganismus, sondern auch eine Zitadelle um den Stamm der Yggdrasil und damit auch um die gesamte Bergkuppe herum. Neben den Kasernen für für fast achtzigtausend Bewohner umschloss die gewaltige Mauer auch die HDD (Hochschule des Durganismus - Stiftung öffentlichen Rechts) mit ihren zweihundert Auditorien, Labore und Seminarräumen, das Kompostwerk sowie die diversen Zivilgebäude, Fuhrparks, Stallungen, Werkstätten, Minen, Kantinen, Hospitale, Krämerläden, Lagerräume, Büros und so weiter. Und das gesamte Areal lag im Schatten der Baumkrone...

Die ersten richtigen Äste begannen in aktuell einer Höhe von mehreren Hundert Fuß aus dem Stamm zu sprießen, die eigentliche Krone begann ab etwa zweitausend Fuß Höhe. Das bedeutete für jeden einzelnen Auf- oder Abstieg eine Reisezeit von einer guten Stunde, aber nur, wenn gerade ein Aufzugkorb frei war. Sonst hieß es warten. Lange warten, oder die Rampe nehmen, die sich um den Stamm herum schraubte. Mit ihrer Breite von etwa 50 Fuß war sie breit genug, um auch ganzen Fuhrgespannen die Benutzung zu ermöglichen. Mit trollbeindicken Stahlträgern tief im Stamm verankert, war die Konstruktion so solide, dass sie selbst in den stärksten Stürmen nur leicht federte. Dennoch waren die wenigsten Zugtiere bereit, sich der Rampe anzuvertrauen, von der aus ihre Weidegenossen nur noch als staubkorngroße Flecken auf dem Boden zu erahnen waren. Zwar gab es einige besonders wagemutige (oder kurzsichtige) Pferde, die freiwillig bis in die Spitze ritten, ihre Dienste waren aber für die Druiden und Forstinspektionen reserviert. So waren nur die wenigsten bereit, das Dutzend Umrundungen des Stammes zu Fuß in Angriff zu nehmen, auch wenn als Belohnung eines der grandiosesten Aussichtsdioramen Eresseas winkte: an klaren Tagen konnten bei der letzten Runde alle sieben Nachbarinseln über den Ozean hinweg erblickt werden.

Die Konsequenz war einfach: Wer im Laubwerk arbeitete, machte zu Wochenbeginn mit einem großen Proviantrucksack und der Schlafrolle unter dem Arm "die Einfahrt in die Krone", um Tag und Nacht "über Boden" zu arbeiten und wohnen. Erst erst am Ende der Woche fuhr mahé wieder "unter Krone", um Samen gegen Lohn, Bier und eine Nachtruhe ohne das unablässliche Gehämmer der nachtaktiven Spechtfledermäuse zu tauschen. Das bedeutete nur zweimal pro Woche in der Schlange am Aufzug stehen und keinmal meilenweit im Kreis laufen.

In der Baumkrone waren die Reviere fest aufgeteilt, je nach Gewicht und Kletterfähigkeit der verschiedenen Spezies. Doch in der "Schaumkrone", der Stamm(tisch)- klause, galten die Grenzen nichts, an jedem Tisch saß eine bunte Mischung verschiedenster Völker, Rassen und Geschlechter. Wenn überhaupt, waren die Tische nach bevorzugten Getränken aufgeteilt, das machte es dem Personal leichter. Dann reichte es, gelegentlich die Kanne gegen eine volle zu tauschen, statt ständig die Krüge einzeln nachzufüllen. Immerhin waren derzeit zwölfhundert Personen im Samensammeldienst tätig

Seid einigen Jahren war das übliche Einstiegsthema für ein Feierabendgespräch neben Wetter und Mücken die Aktivität des Weihnachtsgnomes, der durch magische Artefakte gerufen/verlockt/gezwungen/bestochen seine Runden um den Weltenbaum flog und ihm durch mystische Kräfte zu weiterem Wachstum verhalf. Die angesagtesten Gerüchte waren diese Saison:
"Das Ho-Ho-Ho kligt eindeutig verbittert - den nervt es, hier jedes Jahr auftauchen zu müssen. Die Rentiere fliegen auch viel lahmer... Wartet nur ab, das war das letzte Mal, dass wir ihn hier sehen. Zum Abschluss lässt er bestimmt den Baum abfackeln, so wie letztes Jahr hier der Riesenkerzenkranz im Schankraum in Flammen aufgegangen ist!" (besonders beliebt bei Schrumpfkopfsammlern und den Elfen, die den Kater haben) "Der Schlitten fliegt eindeutig Schlangenlinien! Und das Kichern vom Weihnachtsgnom hat einen ganz klar hörbaren hysterischen Klang - ich sage eindeutig Burnout durch Überarbeitung, ganz klar. Der wird jeden Moment volle Kanne in die Krone reindonnern." (häufig zu hören von den Katzen der Hani-Clans und den cultistischen Korsaren)
"Ach was, alles Einbildung! Der fliegt seine Runden so solide wie immer. Der tut seine Arbeit und muckt nicht rum. Das verläuft alles nach Plan, so wie es DURGAN vorhergesagt, nein, vorherbestimmt hat." (die phönixischen Trolle, natürlich).

An diesem Abend, es war kurz vor Winterende, gab es allerdings ein weiteres Gesprächsthema. An jedem Tisch in der Trinkhalle spielten sich Szenen wie diese ab: Einer der verkaterten Elfen, die den Eisenzackener Hauptast bearbeiteten, winkte leicht fahrig mit seinem Krug, um die Aufmerksamkeit der Runde und den Gesprächsfaden zu sich zu ziehen: "Dascha man nen Ding, ich frachmich schon.... also... Hier, guckste ihr mal, voll hart, das Di*hick*ing, ob datt ne Seuche is? Habisch geschtern gepflkt." Er kramte einen Samen aus dem Rucksack und ließ ihn auf auf den Tisch poltern, wobei ein leicht metallischer und erstaunlich lauter Klang ertönte. Der Samen war ungewöhnlich dick, schimmerte metallisch und hatte eine kleine Delle in die Tischplatte gehauen. Ein chelestrischer Gärtner wollte dagegen halten: "Wart mal ab, bis du den hier - moment, habs gleich, der hat Ranken - AUA! Wyrmdreck! Da sind ja Dornen rausgekommen? Die waren da noch nicht dran vorhin, ich schwöre, ich pack mir doch sowas nicht freiwillig in die Gürteltasche direkt neben meine ihrwisstschon!"

Am Nachbartisch verglichen einige Katzen vom Schwanensee-Arm ihre ungewöhnlich faserigen und leichten Samen mit denen zweier Kräuterhexen vom Cult des Sahuagin, deren Funde von der Donnertal-Abzweigung eine rötliche und poröse Panzerung aufwiesen. "Das erinnert mich sehr an diese Krokosnüsse, die es im Hafen bei den Spezereienhändlern gibt. Die kommen von den Krokosinseln, da wachsen die Palmen am Strand, und die Nüsse fallen ins Wasser. Der Pelz hier lässt sie oben treiben. Wenn eine Sturmwelle die irgendwo anders aufs Land wirft, fangen die an, in Brackwasserpfützen zu keimen." Die ältere Hexe nickte zustimmend, während sie einen normalen Samen hervorkramte und neben die Aberationen legte. "Hum, hum. Diese neuen roten Samen kommen von einem Astgebiet, das wenig Wasser erhält, und viel Sonne. Da sind die Samen immer etwas härter. Aber die roten hier, die erinnern mich an eher an, tja, Vulkanastern vielleicht? Hmm, das würde bedeuten..." Sie legte den roten Samen in ihre offen Hand und badete ihn dann in einem kleinen Hexenfeuer, das sie auf ihrer Handfläche erscheinen ließ. Nach einigen Momenten brach die Panzerung auf und ein kleines Keimblatt streckte sich empor. "Jawohl! Dieser Samen ist auf vulkanische Lebensräume spezialisiert - wunderschön, nicht wahr? Hab sowas seit meiner Ausbildung nicht mehr gesehen." Sie tätschelte das Keimblatt vorsichtig mit ihrer freien Hand, während die Junghexe und die Katzenförster*innen fragende Blicke tauschten. "Aber es gibt doch in der ganzen vierten Welt keinen einzigen Vulkan, oder? Warum macht die große Y das ganze also?"

Während die Sammlergemeinschaft also nach und nach herausfand, dass sich ihre Samen seit kurzem auf die Landschaftstypen der Welt spezialisierten, wuchs Yggdrasil weiter.
Und wuchs.
Und wuchs.
Und wuchs.
Ab und an ging ein tiefes Knarzen durch den Stamm (und allen Lebewesen in der Region durch Mark und Bein). An diese üblichen Wintergeräusche hatte mahe sich schnell gewöhnt. Es war wie Wind, der ab und an am Haus rüttelte. Nicht zu überhören, aber niemand achtete darauf. Nur einige wenige Individuen mit besonders guten Ohren (oder großen Bäuchen) wunderten sich: das Knarren schien noch etwas tiefer zu rutschen, klang es... langsamer?
Ein leicht wirr aussehender Greis unbestimmter Rasse, auf dem Kopf einen zerknautschten Hut, der wohl mal einen klassischen Zaubererkegel darstellen sollte, humpelte langsam von seinem Platz hinter einem der Kamine an ein Fenster der Schaumkrone. Er blinzelte ein paar mal, als er durch seine verfilzte Haarmatte und die Scheibe nach draussen spähte. "Neunundneunzig Luftballons, auf ihrem Weg - nein, nein, falsche Welt. Wo sind wir hier? Eressea, jaha? Achja, genau, neunundneunzig Millionen Baumeinheiten, jaha, so klingt das." Er lauschte kurz auf das nächste Knarzen. "Jaja, mein Bäumchen, du erreichst bald die Sättigungsgrenze. Jaha, so hab ich es vorhergesehen, nicht wahr? Der Baum ist jetzt fast ausgewachsen, so ist es. Volle Größe ist bald erreicht, jaja...". Er kicherte und brabelte vergnügt weiter, während er zurück zu seinem Breinapf schlurfte. "Jetzt wird der Sproß in das adulte Stadium überwechseln, dann müssen wir uns alle gut festhalten. Ich erwäge, mich hier am Tresen festzubinden, ohja!" erklärte er flüsternd dem verfilzten hundeartigen Etwas, das neben ihm auf der Bank lag und diese Enthüllung mit der Andeutung eines Schwanzwedelns und dem Geruch nach nassen Hundesocken quittierte.

Einige Tage später;
Irgendwo ganz tief im Inneren der Yggdrasil, ungefähr auf Bodenniveau; Sinèad Ni`Crainn wischte sich den Schweiß und drei Mücken von der edlen Elfenstirn, während sie ein letztes Mal die Karte studierte. Dann fummelte die Elfenmagierin ein Amulett an einer langen Kette aus ihrem Gewand hervor und invozierte mit genervter Stimme den Suchzauber. Das Amulett pendelte nicht erst wild herum, wie die letzten fünfundzwanzig Male seit Beginn der Wanderung am Morgen, sondern zeigt direkt auf die vor ihr liegende Lichtung. Erleuchtet vom fahlen Dämmerlicht der allgegenwärtigen Leuchtpilze öffnete sich das Labyrinth der Luftwurzeln zu einem perfekten Kreis, in dessen Mitte ein Findling auf einem Mooskissen lagerte. Ein erwartungsvolles Schweigen hing in der Luft, Tautropfen funkelten im Mondlicht. Mondlicht? Das Licht kam offenbar von oben, wo eigentlich der Hauptstamm der Yggdrasil über der Lichtung dräute. Wobei, es war kaum zu sagen, wo die aufragenden Wurzeln aufhörten und der massive Stamm begann, und ob Lady Ni`Crainn auf einen freigebliebener Rest Bergboden gestoßen war oder doch nur in einem alten hohlem Astloch herumwanderte. Aber das Licht zeigte, dass die Mystikerin das Ziel erreicht hatte, zu dem sie Karte und Amulett führen sollten: Das Herzmark des Weltenbaumes.

Karte und Amulett waren ihr vor einigen Tagen zusammen mit einem Schreiben der Bainrionacha, der vugorianischen Kaiserin Mhorgwen Ni'Crainn, überreicht worden. Der verhüllte Boten hatte sie spät abends in der Bibliothek des Akademiekomplexes zu Wurzelfuße des Weltenbaumes überrascht. Kaum hatte die vermummte Gestalt sich wortlos sich mit dem Siegel der Kaiserin ausgewiesen und das Paket ausgehändigt, war er/sie auch schon wieder weg, bevor auch nur eine Frage stellen konnte. Ihr treuer Begleiter Shakir war trotz seiner übernatürlich scharfen Sinne offenbar auch überrumpelt worden, dem fahrigen Pfotenlecken nach zu urteilen, mit dem er ihrem Blick auswich. Die Botschaft war kurz und beinah formlos, aber es war unverkennbar die Handschrift ihrer jüngeren Schwester: "Sinèad, geschätze Schwester, ich erbitte von dir, meiner treuen Beraterin, meiner Freundin, meinem Blut, einen Dienst. Bitte befolge die Anweisungen, und ich verspreche dir Erklärung bei unserem nächsten Zusammentreffen." Der Rest waren kurze, präzise Anweisungen und eine herzliche, aber ebenso kurze Verabschiedung.

Voll konzentriert, der belebende, erdige Geruch hier in der Baumhöhle schien dankenswerterweise die Mücken abzuschrecken, hatte die Magierin die Ritualstätte auf dem Findling fertiggestellt. Sie nahm den letzten Schluck Gfi aus dem isolierten Trinkkürbiss, und musterte die Ingredienzien. In wenigen Momenten würde das Mondlicht senkrecht einfallen und den Findling komplett erleuchten. "Dann wollen wir mal mal. Oh Schwester, ich hoffe, das hast du dir wirklich gut überlegt." Der Zauber, den sie nun begann, war eigentlich einfach zu wirken, aber was er hier bewirken würde, dass wussten nur die Götter... wobei jede lebende Seele auf Baa'thor es nur zu bald am eigenen Leibe herausfinden würde.

  1. Vorabdruck aus: Mathilda Metzenmyth, Geschichte der Alten Welten, Band VII: Wachstum und Restitution. Mit freundlicher Genehmigung des Verlages


10./18./neue Welt

Die lange Reise

Vor sehr vielen Jahren, die Allianz der Inseln war am Zenit ihrer Macht, begab sich Woschak auf eine sehr lange Reise über die Ozeane Eresseas. Einige Völker der Allianz hatten die Welt verlassen und anderen Stand dieses Schicksal kurz bevor. Auch Woschak hörte den Ruf aus der Ferne und konnte ihm eines Tages nicht mehr widerstehen.
Er nahm sich also ein neues Boot, packte seine Sachen, Bücher und Dokumente in eine Kiste aus Mallorn mit Laenbeschlägen und segelte los. Schnell ließ er Podina hinter sich und erreichte alsbald die Grenze der Allianz der Inseln. Aus diesen fernen Regionen hatte er immer Berichte der Forscher der Woda'narod bekommen. Nun würde er dies alles selber sehen.

Die Inseln umsegelte er mit großem Abstand, da er im Moment niemandem begegnen wollte. Zu frisch waren die Erinnerungen an die Heimat und der Kontakt zu den vielen Völkern von nah und fern. Die große Karte mit den Inselnamen half ihm bei der Navigation.

Jahre vergingen und hin und wieder legte er an einem kleinen Eiland an um Vorräte zu sammeln. Um niemandem zu begegnen, näherte er sich nur Nachts der Insel und versteckte das Boot dann in abgelegenen Buchten. Dann erreichte er eine Gegend, die nicht auf der Karte verzeichnet war. Er fand eine unbewohnte Insel und verbrachte hier einige Zeit um das Boot auszubessern sowie die Vorratskammern bis unter die Decke aufzufüllen. Wer weiß, wann er wieder irgendwo anlegen kann. Dann brach er auf in neue Gewässer.

Wieder segelte er Tag um Tag. Anfangs zeichnete er noch Konturen von Inseln auf die große Karte. Irgendwann war kein Platz mehr und so blieb nur, den Kurs zu halten und zu schauen, was da kommt.

Eines Tages, die Vorräte waren gefährlich zusammengeschrumpft, sah er am Horizont eine neue Insel. Die sehr lange Reise hat ihn doch etwas müde gemacht und er spürte, dass die Zeit für einen längeren Landaufenthalt reif war. Er wartete also bis die Nacht einbrach und steuerte dann eine Bucht an, die er ausgemacht hatte.

Ein dichter Wald stand hier bis an das Ufer heran und er fand eine Menge Büsche und Äste, um sein Boot darunter zu verstecken. Er ruhte sich den Rest der Nacht aus und begann am Morgen damit, die nähere Umgebung zu erkunden. Da ihm niemand begegnete, dehnte er die Erkundung von Tag zu Tag weiter aus. Plötzlich stand er inmitten von Elfen die mit Bögen auf ihn zielten. 'Wo kamen diese so plötzlich her?' fragte er sich verblüfft. Dann sah er hinter den Elfen so etwas wie Hütten. Oder waren es Häuser? Er hatte nichts von ihnen bemerkt.
Die Elfen sprachen miteinander in einer Sprache, die Woschak nicht verstand. Damals, im Land der Allianz der Inseln hatte er viele elfische Freunde deren Sprache er im Laufe der Zeit verstand. Aber das hier verstand er nicht.
Eine Elfenfrau kam auf sie zu und alle verstummten. Die ihr näher stehenden öffneten den Kreis und ließen sie hindurch. Woschak glaubte wahrzunehmen, dass sie großen Respekt vor ihr hatten.
"Mein Name ist Naira." stellte sie sich vor. Sie konnte die allgemeine Sprache der Welt Eressea sehr gut. "Ich wurde zur Ersten dieses Dorfes gewählt und bin dafür verantwortlich, dass wir hier in Ruhe und Frieden leben können. Seit Tagen beobachten wir dich. Was suchst du hier und woher kommst du. Wer bist du?" Woschak stand mit erhobenen Händen da, die Handflächen nach vorn gerichtet, um zu zeigend, dass er keine Waffen benutzten wird. Er stand nur da und schaute die Elfe an. Gebannt von ihrer anmutigen Art und den sanften Zügen konnte er erst kein Wort erwiedern. Dann erlangte er seine Fassung zurück und rief sich in Gedanken zurecht.

"Ich grüße dich werte Naira, Erste deinen Dorfes und Hüterin des Friedens auf dieser Insel. Mein Name ist Woschak, ich komme aus einer weit entfernten Gegend Eresseas, von der Insel Podina, welche meine Heimat ist. Diese habe ich vor vielen Jahren verlassen und bereise nun die Welt. Mein Ansinnen ist friedlich und ich suche Ruhe. Ich dachte die ganze Zeit, ich bin hier alleine und war sehr überrascht, plötzlich so viele Elfen hier zu sehen. Wenn du gestattest, würde ich sehr gerne noch eine Weile hier bleiben und euch kennen lernen." Naira sah lange in die Augen von Woschak, dann nickte sie und die Krieger nahmen ihre Bögen herunter. Bis auf zwei zerstreuten sich alle zwischen den Bäumen. Leise und mit ihrer Umgebung verschmelzend bewegten sie sich, wie es wohl nur Elfen können.

Länger als geplant blieb Woschak im Dorf der Elfen. Viele Ausflüge in die Wälder und noch mehr Gespräche mit Naira ließen sein Herz immer mehr für sie schlagen. Niemals hätte er gedacht, dass er sich zu einer Elfe hingezogen fühlen würde. Er spürte, dass es ihr auch so ging und fasste in einer klaren Vollmondnacht seinen Mut zusammen und gestand hier, was er für sie empfand. Naira erwiderte seine Gefühle und beide lebten von nun an zusammen. Sie zeigte ihm das Leben der Elfen und er vermittelte sein Wissen über das Meer.

Die gemeinsame Zeit war wunderbar, doch eines Tages stand Woschak vor der schweren Entscheidung, ob er hier blieb, oder dem Ruf der Heimat folgte. Er sprach lange mit Naira darüber, dass er zurück müsse zu den Gestaden der AdI. Auch Naira spürte eine Veränderung die sie eines Tages ebenfalls von hier fortführen würde. Beide schworen, sich eines Tages wieder zu finden und dann gemeinsam zu leben.

Der Tag des Abschieds war da. Beiden fiel es sichtlich schwer und auch die Elfen, die gekommen waren um Woschak ihre besten Wünsche mitzugeben, waren sehr traurig. Aber es half nichts. Beiden war klar, sie mussten jetzt so handeln.

Als die Insel dann hinter dem Horizont verschwunden war, schrie Woschak seine Trauer in die weite See hinaus. Irgendwann war er so heißer, dass kein Ton mehr heraus kam und so segelte er stumm vor sich hin. Er bemühte sich den Weg nach Podina zu finden, wusste aber nicht wo er war. Wie lange hatte er vor einigen Jahren schon das bekannte Gebiet verlassen? Wie soll er seine Heimatinsel finden?

Durch einen lauten Knall wurde er geweckt. Irgendwas war gebrochen. Er spürte wie das Boot heftig schwankte. Dann hörte er die Wellen und den Wind. Oder besser gesagt, den Sturm. Er hatte nicht bemerkt wie das Wetter umschlug. Nun war es zu spät. Sein Boot war ein Spielball der Wellen und er musste sein ganzen Geschick als Meermensch aufbringen, um es einigermaßen auf Kurs und über Wasser zu halten. Nach einige Stunden wurde der Wind weniger und die Wolken verzogen sich. Der Tag hatte hinter der Wolkendecke bereits begonnen. Im Licht sah Woschak eine Insel auf die er nun zusteuerte.

Er schaut sich auf seinem Boot um. Das Segel war zerfetzt. Alles was auf Deck war, hatte sich der Ozean geholt. Mit seinem Gespür für die Bewegungen des Wasser gelang es ihm, das Boot mit den Wellen an einen Strand zu befördern. Dort blieb es dann liegen.

Er sprang aus dem Boot uns sah sich den Schaden von außen an. Das wird nichts mehr. Nun gut, es nütze nichts. Zurück im Boot sammelte er das Nötigste zusammen und ging in Richtung des Bauern, der seine Ankunft beobachtet hatte.

Auf einer ihm unbekannten Insel in einem für ihn unbekannten Teil der Welt war Woschak nun aufgetaucht: Xontormia_Express_1062#Aufgetaucht_-_Unbekannte_Welt