Xontormia Express 0946
Xontormia Express Ausgabe 2
Xontormia Express in der letzten Woche des Monats Nebeltage im Jahre 29 des zweiten Zeitalters.
Aktuelles Zeitgeschehen (Eressea 2. Zeitalter, Welt 1-16)
Die Götter schreiten ein
Half Outpost, eine einsame Gletscherinsel irgendwo am Ende der 14. Welt.
Sturmmond stand bevor, und der Herbstmonat machte seinem Namem wieder einmal alle Ehre: schwarze Wolken eines heraufziehenden Sturmes türmen sich am Horizont und verdecken den trüben Sonnenuntergang. Kleine bissige Wellen, die Schaumkronen mit Eisschollen durchsetzt, schnappten nach dem Felsstrand, der sich in einer Mulde des Gletschers an den Ozena heranwagt. Ein eisiger graupeldurchsetzter Regen, den der Wind fast waagerecht herbeipeitschte, sticht in Augen und auf nackter Haut.
Nur gut, dass der grünrotschuppige Echserich, der gerade im Windschatten des Gletschers ein paar Robbenspeckwürfel zum Brennen brachte, keine nackte Haut hatte. Zwar geschickt, aber dennoch zögerlich, stellte er mit den Krallenspitzen eine kleine Laenschale auf das qualmende Feuer und legt einen Beutel mit getrockneten Mallornblüten bereit. Dann richtete er sich seufzend auf und kletterte das Eis einige Körperlängen höher, bis er das Innere der Insel erblicken konnte. Kenner der reptilischen Völker würde zu Recht vermuten, dass der eher kleine und wendige Echserich ein paar amphibischen Vorfahren hätte, wenn sie nahe genug wären, die Schwimmhäute zu beäugen.
Doch sie würden auch unter dem Umhang aus feinster Haiwolle die goldenen Gravuren in seinen Panzerplatten erkennen und wohl auch die Halskette, deren Glieder aus Obsidian geformte Riesenschildkröten bildeten (geschnitzt zu einer Zeit, als die Vorfahren der Elfen noch auf Bäumen lebten).
Dies waren die seit grauer Urzeit überlieferten Insignien des Anführers der Schuppigen Völker, ein Titel, der nur von den GROßEN (und kleineren) Schuppengottheiten verliehen wurde. Auch wenn ihm nicht alle Echenmenschen, Reptiloidenfrauen , Waraneriche und Chamäleoniten in Eressea folgen würden (die Familienzwistigkeiten zwischen den Schuppengottheiten füllen ganze Regalwände in der Bibliothek der Theologischen Fakultät der Großen Universität zu Xontormia), so hatte Makaro, so der Name des Auserkorenen, doch Anhänger*innen in fast allen Welten Eresseas, von der ersten bis in die 15., und in fast allen Welten dazwischen.
Die schuppigen Legionen, die er zusammenrufen konnte, waren legendär... und leider (wie kürzlich erwähnt) in alle Welten zerstreut.
Das war dann wohl der Grund für die sorgenhafte Mine des Echseriches (erstaunlich, wieviele Runzeln und Falten sich mit beweglichen Hornplatten hervorbringen lassen, wenn man sich Mühe gibt), als er die Lage überblickte, soweit die Gletscherzüge dies zuließen.
Einige der Lichter, die sich in der nun hereingebrochenen Dunkelheit hier und da zeigten, verrieten die paar Iglus der Einheimischen, die sich bewegenden dagegen die hektische Suche nach UFO-Spähern auf. Für jede Fackel kamen zwei oder drei Panzerechsen, die sich im Dunkeln von ihren Wärmegruben leiten liessen. Doch der Gletscher wies jetzt, nach einem heißen Sommer, viele Schründe, Schlochten und Spalten auf, geschickte Agenten konnten sich hier lange der Ergreifung entziehen. Da half auch das aus einer Eisspitze ragende "Das leuchtende Eis" nicht viel. Der Leucht- und Spähturm in Halbiglu-bauweise überblickte zwar fast die ganze Meerenge zwischen der Feuerwand und dem Festland, doch der eigene Fuß war im toten Winkel. Einst blickte er auf das Herrschaftsgebiet des Bundes von Vugor, der unter der weisen und gerechten Herrschaft der Kaiserin Mhorgwen Ni'Crainn, Bainrionacha der Bàn bean si diese Ecke der 14. Welt und das Tor zur 15. behütete.
Doch dann geschah, was sich hier im kleinen erneut abspielt: eine Anladung einer UFO-Truppe, die an Kampfkraft besaß, was ihr an diplomatischem Geschick abging. Die Lichter des kleinen UFO-Stoßtrups sind gut zu erkennen, sie machten sich nicht die Mühe, ihr Lager zu sichern. Nachdem sie aus dem Wasser gestiegen waren, hatten sie direkt am Strand ihr Lager aufgebaut. Laen blitzt und schimmert bei jeder Bewegung, wenn die rotbärtigen Piraten nach einem frischen Weinschlauch greifen. Dazwischen sitzen Magier und füttern ihre Vertrauten mit dem wenigen Proviant, den sie mitgebracht hatten. "Schlechte Planung oder wollen sie uns den Proviant aus den toten Händen reißen?" grübelte der Echserich. Doch unorganisiert oder nicht, er hatte gehört, was genau diese Truppe vor zwei Wochen auf Tydifod angerichtet hatte - Blitzmassaker war die einhellige Beschreibung. Und er hatte nur ein paar Warane und Krokodileriche als Wachen. Genug, um einen Spion oder auch zwei zu hetzen, aber bei weitem nicht gut genug, um gegen Helden in Laen zu bestehen. Es war nur unklar, wann sie angreifen wollten, aber vermutlich sobald der Wein alle war...
Makaro, der Auserkorene der Schuppengottheiten und Anführer der Schuppigen Völker, gab einen tiefen, verzweifelt klingenden Seufzer von sich und schliddertezurück an das Feuer. Einige Minuten lang wärmte er sich einfach nur an dem Feuer (Reptiloide haben so ihre Probleme mit Kälte). Dann griff er entschlossen nach einem kleinen Dolch aus Vulkanglas, um etwas von seinem Blut in die Schale zu gießen. Es zischte und qualmte, als das dunkelgrüne Blut auf das heiße Laen tropfte. Die trockenen Mallornblüten, aus dem Beutel geholt und hinzugefügt, fingen sofort Feuer und erfüllten die Luft mit erstaunlich dickem und merkwürdig riechendem Rauch. Makaro atmete tief ein und began das Ritual der Anrufung. Er hoffte, dass er die langwierige und fordernde Beschwörung durchführen konnte, bevo die Schlacht begann. Auch wenn er wenig Hoffnung hatte...
"A'tuin Barada Nikto! Ph'nglui mglw'nafh A'tuin! SSzßßZss krggrccrStzSCH A'schtuin! A'tuin, chhrrrt-" "DER AUSERKORENE HAT GERUFEN. ER MÖGE SPRECHEN."
verkündete die Große Riesenschildkröte, eine der GROßEN GOTTHEITEN, Anführerin der Götter und Götzen, welche durch die schuppigen Völker verehrt wurden. Ihr Kopf schwebte in etwa 30 Fuß Höhe über dem Feuer (Sie musste ihren Hals sehr weit herabstrecken), ihre Augen (groß wie Karavellensegel) blinzelten gravitätisch. Lässig stützte die Gottheit sich mit den Vorderflossen auf den Eiszungen auf, die vom Strand aus viele hundert Fuß ins Meer ragten. Die Gletscherinsel kippte beinah unmerklich etwas zur Seite ab. Ihr gewaltiger Leib schwamm ins Meer gestreckt, wo sich eine Schule Buckelwale und vier kleinere Eisberge überraschend einen neuen Weg suchen mussten, einige Sturmvögel begannen sich lauthals zu streiten, ob sie über oder um den neuen Bergrücken fliegen sollten.
"dumeinegütehabtihrmicherschrockenichwardochnochgarnichtfertig! Äh, ÄH, *hüstel* Ich, der Auserkorene rufe die Götter der Schuppigen Reiche an," bestätigte der nunja, erkorene und rappelte sich wieder vom Boden auf: "Wir stehen vor der Vernichtung und bedürfen diviner Intervention! Wir, eure treuen und unermüdlichen Diener begeben uns in eure Krallen. Verfahrt mit uns, wie ihr es wünscht. Doch wisset, der Feind steht vor unsere Toren (genaugenommmen Fellvorhänge) und wird uns sicherlich auslöschen. Und dann gibt es niemand mehr in der gesamten 14. Welt, der sich nicht UFO angeschlossen hat. Und die 13. Welt steht auch kurz vor dem Fall, und dann... wird der Rest folgen.Wir haben wie die Schlangen die Gegner getäuscht und überlistet, mit Tücke gekämpft wie die Gilaechseriche, wir haben uns versteckt wie die Chamäleoniten, wir hatten Geduld wie die Krokodileriche, ausdauernd wie Panzerkröten, wo immer möglich, zupackend wie Sauroide, aber dennoch stehen wir vor der Auslöschung..."
"STERBLICHE! NICHTS ABER AUCH GARNICHTS BEKOMMT IHR ALLEINE AUF DIE REIHE! IMMER MÜSSEN WIR EUCH AUS DER PATSCHE HELFEN - DAS WIRD ALLMÄHLLICH ERMÜDEND!" schaubte die Riesenschildkröte verächtlich und stieß ihren Atem aus. Die Dampfwolken fuhren gut 100 Fuß aus den 4 Nüstern auf, bevor sie als Eisregen im Umkreis von 100 Faden auf Wasser, Eis und empörte Möwen niederprasselten. (Möwen rücken ohne Zögern auch Großen Gottheiten auf die Pelle, solange die Chance besteht, dass diese irgend etwas fallen lassen - etwas fressbares natürlich).
"Ich würde nicht um Hilfe bitten, wenn wir nicht mit dem Rücken an der Eiswand stehen würden! Die letzten 18 Jahre, seit meiner Auserkorung, habe ich euch immerhin kein einziges Mal angerufen. Wir sind auch erfolgreich bei der Suche nach Verbündeten gewesen, in den alten Welten haben wir die United Natives an unserer Seite, und wo immer UFO sich zeigt, werden sie attackiert und vertrieben. Dort läuft es gut!"
"JA, ALLES ANDERE WÄRE AUCH NICHT ZU ENTSCHULDIGEN GEWESEN. ICH HABE SEINERZEIT EIN BISCHEN NACHGEHOLFEN - MAL WIEDER- UND AN EIN PAAR STRÄNGE DES WELTENTANGS GEZOGEN. WENN IHR DIE ZEIT FINDET, SOLLTET IHR EINMAL IN DIE 4. WELT REISEN UND YSENTRAUD EINEN BESUCH ABSTATTEN. EINE UR-UR-UR-UR-UR(usw)GROßNICHTE VON MIR, AUS DER SEKOLAH-FAMILIE. SIE IST ABER ETWAS RUHIGER AUSGEFALLEN ALS IHRE ELTERN..." Die gigantische Riesenschildkröte kratzte sich geistesabwesend mit einer Hinterflosse am Panzerrand der Schwanzöffnung, wärend sie grübelte. Die Wellen trafen nach einigen Minuten am Ufer an und löschten das Feuer.
"Hmm, in die 4. Welt kann ich leider nicht mehr, das Weltentor wurde erobert," überlegte Makaro laut, während er die Laenschüssel einsammelte, welche die Wellen ins Meer ziehen wollten. "Aber vielleicht könnten wir unsere Truppen in einen überraschenden Gegenangriff auf das Festland zu führen. Dafür müssten wir dann erst einen Hafen errichten, um die Truppen auszuschiffen. Die Materialien können wir mit Booten herbei schippern, und, hmm, dann in der Nordostbucht bauen? Wenn wir heute nacht überleben, natürlich..."
"NA GUT." brummelte die Göttin. Einige kleine Eisbrocken, keiner größer als ein Schwertwal, lösten sich vom Gletscher und purzelten ins Wasser.
"Oder vielleicht ist es das weiseste, wenn wir uns komplett zurückziehen, UFO die neuen Welten ganz und gar überlassen und in den alten Welten mithelfen, die verwaisten Inseln von Untoten zu befreien und zu- äh, verzeiht, was sagtet ihr gerade?"
"*NA GUT!* SAGTE ICH. WIR WERDEN EUCH HELFEN. ABER NUR DEFENSIV, ES GIBT DA GEWISSE ABKOMMEN MIT ANDEREN PANTHEONEN, DIE UNS REGULARIEN AUFERLEGEN. AUCH GÖTTER MÜSSEN SICH AN REGELN HALTEN. SIE HABEN NUR DAS VORRECHT, DIESE VORHER ZU ERFINDEN." "Ihr werdet- das ist.. großartig-nein, ich, äh, wir sind zu TIEFSTER Dankbarkeit verpflichtet, was auch immer ihr für uns tun werdet!" Er verbeugte sich vorsichtshalber mehrfach, während er seinen Mut für die nächste Frage sammelte. Die Göttin hob eine Augenbraue (der Effekt war vergleichbar mit der Wanderung einer kleineren Kontinentalplatte) und säuselte süffisant: "SOSO, DANKBARKEIT... WIR DACHTEN, DIE SEI UNS SOWIESO GEWIß. VON WEGEN ERSCHAFFUNG DER WELT UND SO. ES IST WIRKLICH ANSTRENGEND, SO GROßE EIER ZU LEGEN, AUCH FÜR EINE GROßE GOTTHEIT." Schweigen durchquerte die Leere, wie ein Partygast, der vorsichtig durch einen heftigen Beziehungsstreit hindurchschlich, um an das Buffet zu gelangen.
"DAS WAR EIN SCHERZ. DU MUSST JETZT ABER NICHT LACHEN. DENN SO GROß WAR DAS EI GARNICHT, DAS WACHSTUM NACH DEM URKNACK IST DER TRICK." "Ahso, ach, Ha, Haha. Ähm... Und was werdet ihr nun tun, wenn ihr in eurer unermeßlichen Weisheit geneigt seid, mich zu informieren?"
Das Schubbern nahm zu, die Wellen wurden heftiger. Die Inkarnation der Welterschafferin schubberte heftiger an ihrem Panzer herum und rollte die Augen nach hinten, um ihr Hinterteil in Augenschein zu nehmen. Das wirkte so, als ob die Monde versuchten, sich wie Pfannkuchen aufzurollen und war ähnlich erfolgreich. "WAS SITZT DENN DA UND STICHT UND PIEKST MICH SO? WAS WAGT ES...? AH, DA HAT SICH WAS VERKLEMMT. MOMENT...DA!"
Das Oberhaupt des gesamten geschuppten Götterhimmels wackelte heftig mit dem Schwanz wie ein aufgeregter Dackel (die Wellen trieben einen Eisberg in die Feuerwand, wo er verdampfen würde, um sich am nächsten Morgen früh als Schnee auf das Schlachtfeld zu legen), bis sich etwas aus einer Hautfalte löste und ins Wasser plumpste. Der ausgewachsene weiße Hai trudelte in Schlangenlinien davon, froh, nur die vordersten drei Zahnreihen verloren zu haben, als er sich eine Huaptmahlzeit aus dem vermeintlichen Riesenwal beißen wollte: "AAAHHHHH, VIEL BESSER."
"Ich genieße unsere Zusammentreffen immer sehr, nur wenige Anführer haben die Ehre, mit ihren Gottheiten direkt kommunizieren zu dürfen. Und ich habe auch so viel von euch gelernt, den Maelstrom meistere ich auch bald ganz bestimmt... aber ich müsste dann auch bald mal los, mich abschlachten lassen," versuchte es Makaro erneut.
"AH, KEINE HEKTIK. ODER WAR ES PANIK? EINES VON DEN GEFÜHLEN, DIE MIR FREMD SIND... ICH HABE MEINEN VORSCHLAG BEREITS VORGEBRACHT UND ZUSTIMMUNG ERHALTEN. WIR GOTTHEITEN KÖNNEN UNS KRATZEN _UND_ GLEICHZEITIG AUSSERSPHÄRISCH TELEPHATIEREN. VERSUCHE DU MAL, DEINEN GEIST GLEICHZEITG AUF DIE SIEBZEHNTE DIMENSION UND DEINEN BÜRZEL ZU RICHTEN. DAS ERFORDERT ECHTE GÖTTLICHKEIT. NUN, ZUM THEMA, ICH HABE EINEN MEINER URURUR-ENKEL FÜR DEN EINSATZ VORGESCHLAGEN. EINER MEINER SÖHNE, ICH GLAUE, DER ZWEITJÜNGSTE, HAT SICH MIT EINER GÖTTLICHEN DRACHENSCHILDKRÖTE VERMÄHLT. VIEL VERWANDTSCHAFT MIT FLÜGELN UND HITZIGEM GEMÜT, NAHMHAFTE FAMILIE... WENN DU VERSTEHST, WAS ICH MEINE?"
Eine der Vorteile als Auserwählter einer Gruppe von Göttern war die spirituelle Gabe der Übersicht über göttliche Stammbäume, also grübelte der Echserich laut: "Euer Zweitjüngster Sohn? Hmm, das war Leviathan der jüngere, und seine Frau, das war... na, wie hieß sie doch gleich... Ihr Vater war Ghidorah, und der Urururenkel wäre dann... Oh. OH! Soll das heißen, ihr habt... ihn? Wirklich Ihn?"
Der Auserkorene der Schuppengötter setzte sich wacklig auf einen Eiskristall. Nicht alle schuppigen Wesenheiten folgtem seinem Kommando, und es gab einige, die sich nur unter aussergewöhnlichen Umständen herabliessen, überhaupt mit Zweibeinern zu reden. Und er - er wurde einmal in der jüngeren Geschichte gerufen. Eine Queste der Vereinigten Götter erlaubte es einem Bündniss, ein mächtiges Artefakt zu erlangen, das "Auge des Dämon" Damit wurde Er in einer Schlacht beschworen, in der hunderttausende ihr Leben ließen, die meisten, so munkeln die Barden, von ihm gefällt...
"JA, GENAU DASS HEISST ES. DIE GÖTTER HABEN BESCHLOSSEN, DAS GEFÄHRLICHSTE, DAS BEKANNTESTE UND GEFÜRCHTETSTE MONSTER, DAS ERESSEA JE GESEHEN HAT, AUS DEN NIEDEREN FLAMMENHÖLLEN ZURÜCKZURUFEN: IGJARUK IST ZURÜCK - UND ER IST ZORNIG!
Verschiedenes
Kein Titel
"Ich nenne sie immer die Mutter aller Inseln. Um diesen Ort rankten sich vor Äonen die Mythen und Legenden. Eine seltsame Insel. Scheinbar reich an Ressourcen, reich an Leben. Geformt - wie keine andere Insel. Früher umringt von einem dicken Eispanzer.
Lorbaas.
Lange ist es her, das ich sehnsüchtig auf diese Insel schaute und mich fragte - wird unser Volk jemals dort Fuß fassen können? Sind die großen und alten Völker, die dort leben, bereit sie mit uns zu teilen. Dann hörten wir Gerüchte. Abends in der Taverne in dunklen Ecken, spät abends, wenn der Met lange genug floss, kamen die Geschichten von seltsamen Gestalten. Sie kennen jemanden, der jemanden kennt, der dort schon mal war und es war furchtbar.
Wie konnte das sein? Wieso sind sie hingefahren voller Hoffnung und Ehrfurcht und was war es, das sie so erschaudern lies, das sie die Flucht antraten?
Ich konnte nicht anders. Ich brach auf - ohne zu wissen, ob ich jemals ankomme. Auf unserem Weg trafen wir viele Gleichgesinnte - leider auch einige andere. Sie machten uns das Leben schwer, aber die Hilfe war größer. So kamen wir an - in Naha. Lange schon besiedelt. Die Mauern der Festung alt und ein wenig brüchig. Ein Weg führte hinein in dieses sagenumwobene Land. Ich war neugierig, fasziniert. Die Pflanzen und Bäume hab ich noch nie so gesehen. Ein einsamer Posten in St. Oberolm bat mich, kurz inne zu halten. Er warnte mich - geh nicht weiter. Du wirst es bereuen. Ich hörte nicht hin. So weit gereist, über Meere und durch Wurmlöcher, durch Eis und Wüste. Das Chaos hielt mich nicht auf. Was sollte jetzt noch kommen. Es kann nicht so schlimm sein. Der Weg führte Landeinwärts. Hinter einer Biegung hörte er plötzlich auf. Der Wald war dicht und dunkel. Fast wie in Fangorn. Aber da hinten ist Licht. Es donnert. Ein Gewitter. Also warte ich, bis es aufhört. Aber es hört nicht auf. Eine Stunde sitze ich hier am Fuße dieser alten Eiche. Nichts zu sehen, nur das Donnern. Aber es klingt eigentlich gar nicht so richtig wie ein Gewitter. Ich werde neugierig. Gehe weiter. Am Waldrand bleibe ich stehen und... und ich kann den Anblick kaum beschreiben. Eine riesige Ebene. Weit kann man blicken. Der ganze Boden ist in Bewegung. Was ist das nur? Jetzt verstehe ich. Untote. Nicht einer, nicht zwei. Nicht hundert, nicht tausend. Jeder Meter ist belegt von toten Füßen, totem Fleisch, gierig, laut, Säbelrasseln, Zähneknirschend, Schreiend, Bebend vor Kraft.... sie haben mich nicht gesehen. Sie sind blind geworden in ihrer Kampfeslust.
Meine Träume, meine Erwartungen. Alles weg. Wie konnte das sein. Was ist da bloß passiert. Oh, Gott. welche Schande. Ich ging zurück - fragte mich durch. Ein Plan gab es wohl, sich diesen Monstern zu entledigen. Aber keiner wagte es. Jeden den sie sehen, töten sie. Egal ob er mit Laen um sich haut oder mit Magie. Welche Kraft sollte dagegen ankommen...
Ich fragte meine Weggefährten, die in Naha blieben um Rat. Sie konnten es nicht glauben. Sie wollten es nicht glauben. Ich zeigte es ihnen. Die Angst in ihren Augen - aber sie wandelte sich. Ein Stirnrunzeln, ein Blitzen in den Augen. Ihre Worte gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Sie waren so einfach - so voller Zuversicht. So voller Kraft... "Lasst uns kämpfen". Über 100 Wochen ist das her. Vor über 70 Wochen landeten die ersten von unseren Freunden mit einigen Tausend Kämpfern. Das sah beeindruckend aus. Voll gepanzert. Kampfbereit. Von weit her kamen sie. Aus der fernen westlichen Welt. Durchs Chaos sind sie gereist. Einige haben es nicht geschafft. Aber nun stehen sie hier. Ein riesiges Herr. Vor genau 63 Wochen traufen auch meine Verbündeten ein.
Wir waren bereit.
Wir suchten uns kleinere Horden - klein ist relativ. Kämpft man andernorts gegen fünfzigtausend Monster, ist das eine Katastrophe. Hier ist es Kleinkram. Am Anfang überwiegte die Angst. Ich konnte es sehen zwischen den Helmen und Panzern und Schilden und Schwertern. Die Augen verrieten mir eine nackte Panik. Hoffentlich sehen uns die großen Hordenverbände nicht zu früh. Aber ein paar Trolle rannten los. Mitten hinein. Ich konnte es nicht fassen. Diese wahnsinnigen. Aber ihre Schwerter glitten durch die Untoten, wie ein Stock durchs Wasser. Die Untoten flogen davon. Sie waren viele. Sie waren überall. Aber sie waren zu lange ohne Kampf. Keine Erfahrung. Kein Geschick. Die Waffen nutzten sie kaum. Sie rannten in die Schwerter unserer Verbündeten. Sie überrannten uns und die ohne Schwert in der Hand hatten zu tun. Einige starben. Gott sei ihrer Seele barmherzig. Aber mit dem was in den folgenden Wochen passierte, hatte keiner gerechnet. Und das wir heute - in der 3. Woche der Nebeltage im Jahr 29 des zweiten Zeitalters auf Lorbaas stehen und die Schwerter senken. Damit hätte wohl bis vor kurzem niemand gerechnet. Dieser Kampf war episch. Dieser Kampf war einmalig. Millionen und Abermillionen an Monstern geschlagen. Nicht verjagt, nicht vertrieben - geschlagen, zermahlen, verbannt in ihr Totenreich. Nie wieder können sie kommen. Nun wird das Schlachtfeld geräumt. Die Truppen verlassen müde den Schauplatz. Ein Beamter läuft - versunken in seine Unterlagen - vorbei. Blickt nicht auf. Brummelt nur etwas von "Die amtliche Höhe Lorbaas über null ist nun 15cm höher als vor 7 Jahren". Tja, warum wohl Schreiber. Die Berge an Toten sind die Grundlage neuen Lebens. Siedler kommen. Wege werden geräumt. Die ersten Tavernen entstehen. Einige der Soldaten haben genug vom Krieg. Sie werden Bauern und Handwerker. Erfreuen sich daran, etwas zu erschaffen, statt etwas zu vernichten. Einigen sieht man die Strapazen an. Sie schlafen unruhig. Die Dämonen jagen sie in der Nacht. Einige machen weiter. Sie sitzen an der Küste und warten auf neue Aufgaben, auf Schiffe, die sie mitnehmen. Sie sind unbesiegbar. Egal auf welche Insel man sie bringen wird. Sie sind die Kämpfer, die Lorbaas befreit haben, die die überlebt haben. Und ich folge ihnen."
Dieses Dokument wurde in einer Flasche gefunden am Strand von Duli auf Tara. Einer Nachbarinsel von Lorbaas. Der Autor ist unbekannt. Es wird nun zur großen Bibliothek der Allianz der NTC und CL in die Grafschaft Kosalkipud gebracht. Eine Abschrift wurde dem Xontormia Express übergeben. Wir danken den Völkern der Goldsucher, der Nachtschatten, der Trollischen Räte-Union, der Sirianischen Schattengarde, den Hini Amanweo und den Walgenorianern für Ihren aufopfernden Kampf.
Nexus Dul Gouverneur von Duli Abgesandter der Onyx Ploohns Vertreter der Narabi Trading Company in Duli Mitglied der Allianz NTCL Bevollmächtigt durch Captn Holbrook NTC Vater von 746 Kindern. Besitzer des Ordens für Tapferkeit im Kampf gegen Mücken und andere Plagen.
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